Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

DIE ENTWICKLUNG VON 1836 BIS 1849 DIE MUSTERUNG VON 1836 Infolge der Ankündigung einer zweiten Musterung des Kontingents im Jahre 1836 bemühte sich die Obrigkeit in Liechtenstein, einen besseren Eindruck als fünf Jahre zuvor zu hinterlassen. Im März 1836 wurde die Aushebung durchgeführt mit der Mah- nung an die Mannschaft, „sich selbst keine Unehre zu machen, sondern wie es braven Männern ziemt, ruhig und ordentlich" sich zu betragen.143 Bereits im Januar 1836 war „ein ausgezeichnetes, auch im Schützendienst bewandertes Individuum in der Person des ... Feldweibels Mathias Schaffer" als Leutnant angestellt worden,144 und seit dem 2. Mai 1836 weilten zwei königlich bayerische Unteroffi- ziere und ein Hornist in Liechtenstein.145 Mit ihrer Hilfe sei es gelungen, „die Zuneigung und Achtung der Mannschaft zu gewinnen", berichtete das Ober- amt nach Wien.146 Die 1836er Inspektion wurde im Auftrag des Deut- schen Bundes durch den bayerischen Generalmajor und Brigadier Wilhelm Graf von Isenburg vorge- nommen. Noch im März 1836 hatte es ausgesehen, als ob das liechtensteinische Kontingent zur Muste- rung nach Sigmaringen einrücken müsse.147 Mit al- ler Kraft aber arbeitete man in Wien und Vaduz darauf hin, dieses „Zusammenrücken des fürstli- chen Kontingents mit jenem von Hohenzollern" zu verhindern.148 Die Gründe für dieses Verhalten wa- ren zweifach: Erstens fühlte man sich in der militä- rischen Ausbildung der Mannschaft noch nicht auf dem erforderlichen Stand, und zweitens war nach Ansicht des Oberamtes „an ein Zusammenrücken kaum zu denken", weil die Kosten einer solchen Aktion als viel zu hoch angesehen wurden.149 Die Einwände Liechtensteins wurden akzeptiert und v. Isenburg kündigte dem Oberamt in Vaduz die Inspektion auf den 19. Oktober 1836 an.150 Land- vogt Menzinger, der 1833 die Nachfolge Pokornys angetreten hatte,151 informierte die Ortsgerichte über den bevorstehenden Besuch.152 Die Anwei- sung der Hofkanzlei an das Oberamt, Graf Isenburg 
„mit seinem Gefolge entweder im fürstlichen Schloss oder in dem besten Wirtshause anständig zu logiren und zu verpflegen, und zwar auf fürstli- che Kosten"153 lässt erkennen, welche Bedeutung man diesem Inspektionsbesuch zumass. Der Bericht v. Isenburgs über die Resultate der Mu- sterung war in einem recht freundlichen Grundton gehalten.154 Als erstes positives Resultat wurde festgehalten, dass der Stand des Contingentes „sich als richtig erwiesen" habe,155 d.h., dass alle 55 Mann bei der Inspektion anwesend waren. Gelobt wurde vor allem der Zustand der „durchaus neuen Stutzen österreichischer Fabrikation";156 die Aus- rüstung und Bekleidung wurde als gut und zweck- mässig bezeichnet157und auch im „Tirailliren und geschlossenen Exerciren" sei bereits sehr viel er- reicht worden.158 Ebenso wurde die „allgemein wahrgenommene militärische Ordnung und Rein- lichkeit mit grossem Wohlgefallen bemerkt".159 Als einzige wesentliche kritische Bemerkung führte v. Isenburg an, dass dem Scheibenschiessen „Beach- tung geschenkt werden müsse ... und dem nicht selten vorgekommenen Versagen oder Abbrennen dürfte auf den Grund gesehen werden".160 Über die Ergänzungsmannschaft werde der Bundesver- sammlung berichtet werden, hiess es in dem Be- richt etwas geheimnisvoll.161 Dieser recht freundli- che Bericht löste beim Fürsten Zufriedenheit aus, was sich vor allem in einer grosszügigen Belohnung für alle bei der Herbstmusterung Anwesenden aus- drückte. Jedem Unteroffizier wurden acht Gulden ausbezahlt, jeder Gefreite erhielt vier Gulden und jedem Gemeinen traf es immer noch zwei Gul- den.162 Dem Kommandanten wurde sogar eine jährliche Zulage von 72 Gulden zugesprochen.163 Diese nach dem Musterungsbericht von 1831 si- cherlich berechtigte Freude dürfte allerdings durch den im Deutschen Bund vorgelegten Bericht etwas getrübt worden sein.164 Dort erstattete der würt- tembergische Bundestagsgesandte namens des Bundestagsausschusses in Militär an gelegenheiten Bericht.165 Darin wurde das Ergebnis der Inspek- tionen der gesamten Reserveinfanteriedivision, zu der Liechtenstein gehörte, zusammengefasst. Zwar wurden allgemein Fortschritte festgestellt, aber 60
	        

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