Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 DAS MILITÄRKONTINGENT 1814 UND 1815 Um so genauer prüfte die fürstliche Buchhaltung und Verwaltung nun die Verwendung „ihres" Gel- des für die von Baden gestellte Rechnung. In einer pedantischen „Gegenberechnung zu der von dem Grossherzoglichen Baadenschen Kriegsministerio vorgelegten Final-Abrechnung",339 vorgelegt von der Hofkanzlei in Wien, wurde die Gesamtschuld Liechtensteins auf 8858 fl. 30 V4 kr. berechnet. Das machte immerhin eine Differenz von 2813 fl. 38 
2A kr. zugunsten Liechtensteins aus. Diese Gegenbe- rechnung ist ein Musterbeispiel für die Arbeitswei- se der fürstlichen Buchhaltung. Posten um Posten, Stück um Stück, Kreuzer um Kreuzer wurde geprüft bis hin zur Frage, von welchem Tag an für die Deserteure kein Sold mehr zu bezahlen sei und ob ihre zurückgelassene Patronentasche zu berechnen sei oder nicht.340 Noch stritt man sich um die 1814er Rechnung, da kam als Ursache zu weiterem Streit die Forderung für das Jahr 1815. 11 825 fl. lautete die von Baden errechnete Summe; Liechten- stein kam lediglich auf 7919 fl. 30 kr.341 Insgesamt forderte Baden im Jahr 1816 die nach Abgang be- reits bezahlter Beträge noch ausstehende Summe von 15 928 fl. 453/4 kr. Liechtenstein war der 
An- sicht, bereits zuviel bezahlt zu haben.342 Nun folgten zur Gegenrechnung der einen Seite Er- läuterungen über die Gegenrechnung der anderen Seite. Man ersparte sich gegenseitig keine Vorwür- fe. Baden behauptete, die von Liechtenstein seiner Mannschaft mitgegebenen Montur- und Armatur- stücke seien unbrauchbar gewesen und hätten „gleich mit ganz neuen Stücken vertauscht werden" müssen;343 das Oberamt seinerseits bemängelte die von Baden angestellten Berechnungen wegen „nicht gelieferten Montourstüken".344 Man stritt sich darum, ob Liechtenstein nun ein vollständiges Kontingent gestellt habe oder nicht, da 1814 Johann Anton Brunhart345 während des Transportes einen Unfall gehabt hatte und deshalb seinen Dienst in Baden nicht antreten konnte. Das Kontingent sei Major Leichsenring komplett über- geben worden, lautete die Antwort aus Liechten- stein.346 „In Karlsruhe trafen lediglich 79 Mann ein", hiess es aus badischer Sicht.347 
Von Baden auf das allgemein gepriesene Deutsch- tum angesprochen, - gemeint ist wohl die oft be- mühte patriotisch-nationale Begeisterung der Be- freiungskriege - entgegnete Schuppler spitz, wenn der Anspruch zu gross und unbillig würde, „dann könnte man leicht in Versuchung geführt [werden], auf die erst unlängst erworbene Gesamtkraft der Deutschen verzichten zu wollen".348 Die Argumente wurden immer spitzfindiger. Dies zeigte sich in der 323) Ebenda, Punkt c). 324) Ebenda. 325) Ebenda. 326) Ebenda. 327) LLA RB, C4, bei ad 168. Summarische Übersicht, 30. Okt. 1816; dito, o. N., Liquidation über die geleisteten Natural-Victualien und Eleischlieferung, Freiburg, 19. Okt. 1815. 328) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, Anhang Nr, 76, S. 230. 329) LLA RB. C4, ad 66 pol., Finalabrechnung. 18. Juni 1815. 330) LLA RB, C2, o. N., OA-Notiz, 20. Juli 1814. 331) LLA RB, C2, ad 167 pol., OA an HKW, 10. Juli 1814. 332) Ebenda. 333) Ebenda. 334) LLA RB, C2, Nr. 2619. OA an Gerichte der unteren Landschaft, 23. Aug. 1814. 335) Ebenda. 336) Ebenda. 337) Ebenda. 338) Siehe Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 355. Anm. 34. 339) LLA RB, C4, o. N., Gegenberechnung . . . , Wien, 24. Mai 1815. 340) Ebenda. 341) LLA RB, C4, Bündel 1816. Diverse Berechnungen. 342) Ebenda. 343) LLA RB, C4, o. N., Aufstellungskosten, Karlsruhe, 24. Jan. 1816. 344) LLA RB, C4, o. N., OA an HKW, 19. März 1816. 345) Siehe oben Anm. 100, Nr. 5, „Landwehr". 346) LLA RB, C4, o. N., Bemerkungen des OA zur bad. Gegenberech- nung. 20. Aug. 1817. 347) Ebenda. 348) Ebenda. 41
	        

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