Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

Vermutlich war dieses Bataillon den österreichisch- badischen Truppen zugeteilt,275 die unter dem Prin- zen von Hohenzollern im Juli 1815 vor Strassburg angelangt waren.276 Schönherr stand infolge der erhaltenen Auszeichnung auch noch eine monatli- che Zulage von 1 fl. 15 kr. auf Lebenszeit zu. Baden setzte das Oberamt davon in Kenntnis, dass Schön- herr seine Zulage vom „Liechtensteinischen Gou- vernement in Anspruch zu nemen berechtigt" sei.277 Die Hofkanzlei entschied indessen anders. „Da die Gratification ... der Verdienst Medaille an- klebt, und von demjenigen Souveraine bezahlt wer- den muss, der sie einen Tapferen bemest ... so sollte sich der Schönherr an das Baaden'sche Ober- kriegs Ministerium diesfalls bittlich verwenden."278 Wenn Schönherr keinen Erfolg damit habe, dann könne auf ihn immer noch mit einer „Polizey Solda- tenstelle" Bedacht genommen werden.279 Diese Episode ist der einzige Hinweis auf einen Kampf- einsatz liechtensteinischer Soldaten im 1815er Feldzug. Nachgewiesenermassen ist keiner der liechtenstei- nischen Kontingentssoldaten im Kampf gefallen. Vom 4.-11. November 1815 kehrten 39 Mann der Landwehrtruppen wohlbehalten zurück.280 Der feh- lende 40. Mann - es war Kaspar Boss aus Vaduz - war bereits am 12. Juni 1815 während des Dien- stes desertiert.281 Die Linientruppe war geschlossen am 30. November 1815 nach Vaduz zurückgekehrt. Von den fehlenden sechs Mann waren 3, nämlich die Ausländer Valentin Allgäuer, Joseph Ruschatz und Lorenz Baumgartner, bereits während des Transportes desertiert.282 Johann Steiger „soll in Elsass davon gelaufen seyn",283 Paul Vetsch vom Grabserberg „soll nach Angaben der anderen Kon- tingentssoldaten im Spital verstorben seyn"284 und Johann Wenaweser war aus dem Spital entlassen worden (siehe Abbildung S. 37).285 Ein pedantisch genaues Verzeichnis der zurückge- brachten Ausrüstungsgegenstände wurde aufge- stellt. Von den 72 kompletten Gewehren samt Ge- wehrladestock, Gewehrriemen und Pfannendeckel über 39 blaue Pantalons, 12 Paar weisstuchenen Hosen, 33 Mänteln, „worunter schon sehr viele alt und zerrissen gefasst [worden waren]"286 bis zu 67 
Holzmützen und 73 Paar Schuhen wurde alles ge- nau notiert.287 Die später ausgetragenen Kämpfe mit Baden um Gulden und Kreuzer bei der Kosten- frage zeigten, wie wichtig genaue Unterlagen wa- ren.288 Wie schon 1814 hatte Landvogt Schuppler auch diesmal versucht, das Kontingent möglichst bald nach Hause zu bekommen. Sobald er aus den Zei- tungen Nachricht über den geschlossenen Frieden erhalten hatte, bat er den badischen Staatsrat v. Sensburg, dafür besorgt zu sein, dass das „unter badischen Truppen stehende Linien- und Land- wehrkontingent nach Hause entlassen werden möchte", wie dies bereits mit den badischen Trup- pen geschehen sei.289 Schuppler begründet sein Drängen mit der Armut des Landes. Staatsrat v. Sensburg wurde von Schuppler gebeten, „sich nachdrucksamst dahin zu verwenden, dass das ... Kontingent ehebaldigst nach Hause entlassen wür- de. Jedes auch noch so kleine Ersparnis [sei] die- sem darniedergebeugten, ausgesaugten, auch an sich höchst armen Ländchen über allen Begrif will- kommen".290 275) Ebenda. 276) Siehe Rud. Friedrich, Bd. 4, S. 287. 277) Siehe oben Anm. 272. 278) LLA RB. C4. Nr. 2088, HKW an OA, 15. Mai 1816. 279) Ebenda. 280) LLA RB, C4, o. N., Verzeichnis der aus dem Feld zurückgekehrten Truppen, 1. Dez. 1815. 281) Ebenda. 282) Ebenda. 283) Ebenda. 284) Ebenda. 285) Ebenda. 286) LLA RB, C4. o. N., Verzeichnis des . . . Linien- und Landwehrkon- tingents ... 1. Dez. 1815. 287) Ebenda. 288) Siehe Malin, S. 168. 289) LLA RB. C4, 199 pol., OA an v. Sensburg, 24. Okt. 1815. 290) Ebenda. 36
	        

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