DIE FASTENTÜCHER VON BALZERS REINER SÖRRIES Abb. 1: Vesperbild Tuchgrösse 175,0 cm X 122,0 cm Stangenlänge 139,0 cm aus zwei Leinwandbahnen zusammengenäht, linke Bahn: Breite 71,5 cm, rechte Bahn: 50.5 cm (= 122 cm) Öl auf Leinwand Liechtensteinisches Landesmuseum, Inv.-Nr. Gem. 74 hen.8 Der Betrachtung als Andachtsbild liegt das entsprechende Gebetsformular zu den Schmerzen Mariens zugrunde. Im Gegensatz zu den älteren Fastentüchern, die mit ihrer szenenreichen Schil- derung der Heilsgeschichte eher didaktisch ausge- richtet sind (vgl. Bendern), orientieren sich die ba- rocken Fastentücher grundsätzlich an Gebetsfor- mularen. Wir können darin eine deutliche Ver- knüpfung von optischer Anschauung und gespro- chenem Gebet greifen. Alle katholischen Andachts- und Erbauungsbücher enthalten die «Betrachtungen der sieben Schmer-zen
Mariens», welche auf unserem Fastentuch durch ein Schwert symbolisiert sind; eine Variante dieses Bildtyps zeigt aber auch sieben Schwerter. Die Betrachtungen beginnen folgendermassen: «0 heiligste Mutter meines Erlösers, mit kindlicher 7) Z.B. Lieding/Kärnten (Sörries. Kat. Nr. 33), Flums (Nr. 62), Luzern (Nr. 61), Bregenz, Vorarlberger Landesmuseuni (Nr. 63), alle 17. und 18. Jh. 8| Fastentücher mit den Arma Christi bilden einen eigenen Typus. Sörries, Alpenländische Fastentücher, S. 259-261. 373