ZU PETER KAISERS AUFENTHALT IN WIEN RUDOLF RHEINBERGER Bei meinen Nachforschungen nach dem Studien- verlauf von Ludwig Grass und Karl Schädler an der Universität Wien hatte ich auch Peter Kaiser mit- einbezogen, soweit es sich um dessen Universitäts- studium in Wien handelte. In der Arbeit «Peter Kaiser (1793-1864) Beiträge zu einer Biographie»1 stellt der Verfasser Robert Allgäuer fest, dass eine Eintragung Peter Kaisers in die Wiener Universitätsmatrikel fehlt. Der Grund dafür: «Weil das Gymnasium academicum (an dem Kaiser seit 1810 studierte), ... in dieser Zeit der Wiener Universität angegliedert war . . . und für Schüler, die . . . an die Wiener Universität übertra- ten, kein neuer Immatrikulationsvermerk gemacht wurde». Damit fehlte aber der Beweis dafür, dass Kaiser tatsächlich an der Philosophischen Fakultät der Wiener Universität studierte. Allgäuer errech- nete dann hypothetisch: «Wenn Kaisers Studien- gang in der normalen Zeit verlief, trat er im Herbst 1814 an die Wiener Universität über.» Diese hypo- thetischen Überlegungen Allgäuers konnte ich jetzt als richtig bestätigen. Denn es ist zweifelsfrei ein Studium Kaisers an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien für das Studienjahr 1814/15 nachweisbar, zwar nicht aus den Matrikeln der Universität, sondern auf Grund der Unterrichtsgel- der-Rechnungen und der Studienkataloge,2 welche der Gewährsmann Allgäuers offenbar nicht beach- tet hatte. Nach Franz Josef Kind3 ist der Aufenthalt Kaisers in Wien durch die ihm noch vorliegenden, inzwischen leider verlorenen Briefe Kaisers für die Jahre 1810 bis 1815 gesichert. Das stimmt sowohl mit den Ma- trikeln des «Akademischen Gymnasiums»4 als auch mit den Unterrichtsgelder-Rechnungen und Studi- enkatalogen 1814/15 überein. Da aber auch in der letzteren Quelle nach dem Sommersemester 1815 der Name Peter Kaisers nicht mehr aufscheint, ist die Annahme berechtigt, er habe zu diesem Zeit- punkt die Wiener Universität verlassen gehabt. Damit gewinnt die Vermutung Allgäuersr> an Wahr- scheinlichkeit, Kaiser habe sich zwischen Herbst 1815 und der Immatrikulation in Freiburg/Br. im Herbst 1817 auf seiner Italienreise befunden.
Vielleicht aber ist die Beantwortung der Frage nach dem Verbleib Kaisers nach dem Sommersemester 1815 viel einfacher. In den «Unterrichtsgelder- Rechnungen»7 ist eine Anmerkung «krank gewor- den» eingetragen. Somit könnte Kaiser einfach krankheitshalber gezwungen gewesen sein, das Universitätsstudium zu unterbrechen. Betrachten wir noch die Eintragungen in den Studi- enkatalogen im einzelnen. Peter Kaiser wohnte in Wien in der Leopoldstadt, Josefsgasse 220, «beim Arzt Teltscher». Dieses Haus an der Josefsgasse 220 existiert noch weitgehend in der Fassung der Bauzeit 1788, insbesondere auf der zur Karmeliter- gasse gewendeten Seite,8 dort mit der Hausnum- mer 3 (Abb.). Über den Arzt Johann Teltscher ist zu erfahren, dass er im Jahre 1790 den Doktorgrad erhielt und im Verlauf seiner Praxiszeit in der Leopoldstadt mehrmals die Wohnung wechselte. Er starb im Jahre 1827.9 In den Studien-Katalogen ist dann weiter in der Rubrik «Vaterland, Geburtsort und Wohnort» ent- weder «Vorarlberg, Mauren im Fürstenthum Liech- tenstein» oder «Mauren in Vorarlberg» eingetra- gen. Das Alter Kaisers ist (im Studienjahr 1814/15) durchgehend falsch mit 19 Jahren vermerkt. Unter «Name und Stand der Eltern» heisst es: «Vater todt, Vormund Peter Ritter Landmann». «Sitten, Fleiss und Fortgang» sind in gleicher Reihenfolge mit den 1) JBL
Bd. 63, S. 7-63. 2) Universitätsarchiv Wien 3) Peter Kaiser 1793-1864 In: JBL Bd. 5 4) Matr. fac. art. 1698-1830. Ph. 2 C.K. und Mauptmatrikel M \1. 1779-1833. Seite 415. Universitätsarchiv Wien. 5) JBL Bd. 64, S. 18, Anm. 25 6) Briefliche Mitteilung des Archivdirektors des Universitätsarchivs Prag, Doz. Dr. Karei Litsch vom 11. 10. 1989 an Dr. Hans-Jörg Rhein- berger 7) Universitätsarchiv Wien 8) Jürgen Schremser, Vaduz, hat darüber eingehend recherchiert. 91 Nachforschungen von Jürgen Schremser. 331
