Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

von Februar bis Juli 1814 248 Mann zu beherber- gen.185 Piemontesische Soldaten, die in Frankreichs Dien- sten gestanden hatten, zogen vom Norden in ihre Heimat zurück. Sie hatten preussische und russi- sche Anweisungen zur etappenmässigen Verpfle- gung vorzuweisen. Die Einquartierung hatten Pri- vatpersonen zu übernehmen, die Kosten hatte je- doch die Staatskasse zu tragen. Für 354 Einquar- tierte waren 127 fl. zu bezahlen.186 Das Oberamt hoffte, die Ausgaben von der „Liquidations-Com- mission" in Frankfurt/M wieder vergütet zu bekom- men.187 Die vorhandene Korrespondenz zu dieser Frage lässt allerdings vermuten, dass Liechtenstein die Rückerstattung dieser Kosten vergeblich erhoff- te.188 All diese Angelegenheiten waren eine Folge der Kriegsereignisse in Europa und stellten für das Land und seine Bevölkerung mindestens unange- nehme und finanziell spürbare Belastungen dar. Insgesamt jedoch konnte die Obrigkeit im Juli 1814 erleichtert aufatmen, war doch der Feldzug für die liechtensteinischen Jruppen recht glimpflich, auf alle Fälle unblutig, abgelaufen. Schupplers Verspre- chen, dass die schlimmsten Kampfhandlungen zum Zeitpunkt des Ausmarsches bereits vorüber seien, war bestätigt worden. Die eingezogenen Soldaten waren noch rechtzeitig vor der Ernte zurückge- kehrt, die Gefahr in Europa schien gebannt, in Wien begann der Kongress im Oktober 1814 zu beraten. 
DER TRUPPENEINSATZ 1815 Bekanntlich kam der „tanzende" Kongress durch die Meldung über die Landung Napoleons auf fran- zösischem Boden am 1. März 1815 aus dem Rhyth- mus. Ein in Wien einberufener Kriegsrat bereitete den neuerlichen Kampf gegen Frankreich auf Ende Juni 1815 vor.189 Die endgültige Niederlage Napole- ons war bereits am 16. Juni 1815 durch die Schlacht bei Waterloo gegeben, am 22. Juni 1815 dankte Napoleon ab. Abgesehen von einigen Aus- einandersetzungen im Festungskrieg an der deutsch-französischen Grenze, kam es nach dem Waffenstillstand vom 4. Juli 1815 zu keinen grösse- ren Kampfhandlungen mehr. Die Verhandlungen, die zum 2. Pariser Frieden führten, dauerten aller- dings bis zum 20. November 1815 an.190 Und was bedeutete das für Liechtenstein? DIE AUSLOSUNG Die Vorgänge von 1815 wirkten wie die Wiederho- lung eines Alptraumes. Die Hofkanzlei schrieb am 3. April 1815 an das Oberamt nach Vaduz, dass „bei den unerwarteten Ereignissen, welche sich in Frankreich darstellen",191 täglich die Einberufung des Kontingents bevorstehe. Die Verantwortlichen waren sich der Brisanz dieser Anordnung wohl be- wusst. Ungefähr acht Monate nach der Rückkehr aus dem 1814er Feldzug sollte wieder ein Aufgebot bereitgestellt werden. Deshalb erachtete die Hof- kanzlei es auch für notwendig, das Oberamt „vor- läufig", das heisst frühzeitig, auf die neuen Umstän- de aufmerksam zu machen, „um das Volk auch vorläufig für die gute Sache stimmen und auf die Stellung der Mannschaft vorbereiten zu können".192 Sozusagen als abschwächende Bemerkung des Tro- stes versicherte die Hofkanzlei, dass die Zahl der Auszuhebenden „jene vom Jahr 1814 nicht über- steigen" werde.193 Gleichzeitig wurde auch wieder der Zusammenschluss des liechtensteinischen Kon- tingents mit den badischen Truppen in Aussicht gestellt. 26
	        

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