sichtigerweise weitere Garantien zu erhalten, bevor sie dem Vorhaben endgültig zustimmte. Sie ver- langte vom Initiator einen detaillierten Finanzplan, sie holte Referenzen zu seiner Person und ein aka- demisches Gutachten über das Projekt ein. Ham- marlöw reichte in der Folge einen Budgetvoran- schlag ein, verschiedene Referenzen bestätigten seinen guten Ruf, und ein fachmännisches Gutach- ten wurde von Dr. Emil Beck, Privatdozent an der Juristischen Fakultät der Universität Bern sowie Geschäftsträger des Fürstentums in Bern, erstellt. Beck machte folgende grundsätzliche Äusserung, welche damals wie auch heute seine Gültigkeit hat: Dass eine Universität von gutem Rufe dem Lande nur zum Vorteil gereichen könnte, bedarf wohl kei- ner weiteren Erörterung. Ich bin sogar der Auffas- sung, dass der Staat solche Bestrebungen in seinem eigensten Interesse mit Geldmitteln unterstützen sollte.7 In bezug auf das beschriebene Projekt hatte er al- lerdings etliche Bedenken: Die Anstalt müsste le- bensfähig sein, «ohne mit anderen Universitäten in Schmutzkonkurrenz zu treten». In diesem Zusam- menhang verweist er neben den ziemlich lockeren Zulassungsbestimmungen auf die vorgeschlagene Abkürzung der Studienzeit sowie die Beschränkung der Prüfung auf ein Hauptfach. Gut findet er den Vorschlag, beim Unterrichtsbetrieb den Schwer- punkt auf Seminarien und praktische Übungen zu legen. Die Hauptkorrespondenz findet zwischen März und August 1927 statt. Dann scheint die Angelegenheit etwas ins Stocken gekommen zu sein. Die weiteren, nunmehr spärlich werdenden Unterlagen erstrek- ken sich von diesem Zeitpunkt bis Anfang 1930. Regierungschef Dr. Josef Hoop, Nachfolger Gustav Schädlers, teilt das bisherige grundsätzliche Inter- esse der Fürstlichen Regierung am Vorhaben, aber Hammarlöw gibt nur mehr wenige Lebenszeichen von sich. Im Februar 1930 teilt er der Regierung mit, ein internationales Initiativkomitee zur Univer- sitätsgründung sei ins Leben gerufen worden, dem angesehene Persönlichkeiten in Bern, Duisburg, Frankfurt und New York beigetreten wären. Der
ganze Plan muss dann aber aufgegeben worden sein, denn es finden sich nachher keine diesbezüg- lichen Akten mehr im Archiv. EINE «FÜRSTLICH LIECHTENSTEINISCHE UNIVERSITÄT ZU VADUZ» Projekt von Dr. Lucka und Dr. Benda Unter den verschiedenen Dokumenten zu der Na- turwissenschaftlich-Medizinischen Akademie Trie- sen-Triesenberg (siehe unten) befindet sich ein ein- zelnes «Expose über die Errichtung der fürstlich liechtensteinischen Universität zu Vaduz».8 Das neun Seiten starke Dokument trägt keine Unter- schrift und kein Datum und scheint eine Kopie zu sein, wurde es doch mit Maschine - und zwar mit vielen Tippfehlern - auf Papier mit dem Wasserzei- chen «Fürstentum Liechtenstein» geschrieben. Auf der ersten Seite werden die Namen Dr. Arthur Lucka, Dr. Benda (ohne Vorname!), sowie Regie- rungschef Dr. Hoop genannt, welche den Hauptan- teil des «konstituierenden Kuratoriums» ausma- chen sollen. Dieses Kuratorium wollte sich das Recht aneignen, auf seinem Briefpapier das landes- fürstliche Wappen zu führen. Die Reaktion der Fürstlichen Regierung auf diese Äusserung ist nicht aktenkundig. Auf Seite 7 werden die Professoren Dr. Englisch und Dr. Vorba (letzterer Dozent an der Handelshochschule in Prag) sowie ein Dr.9 Vergert in Paris nebst den beiden Initiatoren als ursprüngli- ches Professorenkollegium angegeben. Die Urheber des Projekts scheinen Deutsche oder Österreicher zu sein. In der betreffenden Akte findet man keine weiteren Personalien. Schon an einer frühen Stelle des Exposes steht, dass dreissig «Gründer» gefunden werden sollten. Als Gegenleistung für ihre jeweiligen Beiträge von mindestens Fr. 10000.- würden sie die Ehrendok- torwürde sowie andere Auszeichnungen der Uni- versität bekommen. Anfänglich sollten Lehrgänge in Handelswissen- schaften, Staatswissenschaften, Jurisprudenz und Landwirtschaft angeboten werden, später sollte ein 306