Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

gung geknüpft, dass nur diejenigen in ihren Genuss kommen konnten, die sich „dem ersten zum Aus- marsch bereiten percente anreihen" würden.143 Als weitere Verfügung galt, dass die Solderhöhung nur für jene galt, welchen das Kontingentskommando „im Sinne des Reichs-Inspekteurs einen Vorzug ge- gen die Neuangestellten" zuerkannte.144 Damit wird der wahre Grund für die Erhöhung des Soldes klar: Alois II. wollte verhindern, dass unausgebilde- te Rekruten den bevorstehenden Ausmarsch mit- machten. Wie v. Hayn, so war auch Alois II. der Ansicht, dass nur solche Soldaten, die die ganze militärische Ausbildung mitgemacht hatten, für die ausmarschierende Truppe in Frage kamen. Alois II. ordnete auch an, dass v. Hayn davon in Kenntnis gesetzt werde. Dies sollte aber geschehen, „ohne eine unliebsame Sensation bei der Bevölkerung" hervorzurufen.145 Das Bemühen von oben, jeden Anlass für Aufregungen - hier vielleicht das Emp- finden der Soldaten, ungleich behandelt zu werden - zu vermeiden, ist deutlich spürbar. Die Nachzahlung dieser Zulage erfolgte ab dem 1. April 1849 an die Präsenzmannschaft.146 Wie genau die Verwaltung in Finanzsachen arbeitete, zeigt die Anordnung des Kontingentskommandos, dass diejenigen, welche sich über den Ostersonntag nach Hause begaben, für diesen Tag Urlaub die erhaltene Geldgebühr zurückbezahlen mussten.147 Ab dem Tag des Ausmarsches galten für Offiziere und Mannschaft folgende Gebühren:148 Der Batail- lonskommandant erhielt monatlich 150 fl. Gage zu- züglich einer „Pferdeentschädigung" von 20 fl., ei- ner Feldzulage von 30 fl. und drei „Mundportio- nen", also Anspruch auf drei Verpflegungsrationen pro Tag. Dem Leutnant standen pro Monat 40 fl. Gage zu, wozu noch eine Feldzulage von 15 fl. und zwei Mundportionen kamen. Ein Sergeant und ein Hornist I. Klasse bekamen pro Tag 20 kr. Löhnung, ein Korporal und Hornist IL Klasse 16 Kreuzer, ein Vizekorporal 12 Kreuzer und ein Soldat 5 Kreuzer. Zudem stand jedem eine tägliche Mundportion zu. Am 21. Juni 1849 wurde der Jagessold für die Scharfschützen auf 8 Kreuzer 
erhöht, wodurch eine Gleichstellung mit dem würt- tembergischen Ansatz erreicht wurde. Da sich das hohenzollern-liechtensteinische Bataillon bereits seit dem 28. Mai auf württembergischen Boden be- fand, war diese Angleichung wohl zur Förderung der Disziplin vorgenommen worden.149 Die Finanzschwäche des Staates bekamen auch die drei liechtensteinischen Kadetten in Sigmaringen zu spüren. Peter Rheinberger schrieb in seinen Briefen nach Hause immer wieder von seinen Geld- nöten und stellte fest: „So habe ich nun viele Ausga- ben zu bestreiten, wovon ich zu Hause nie dach- te."150 Da die Löhnung während Monaten nicht ein- traf, hatte er seine Verpflegung aus der eigenen Tasche zu bezahlen und musste mehrfach seine Eltern um finanzielle Unterstützung bitten.151 Es mag seinem jugendlichen Alter zuzuschreiben sein, dass er ein gesundes Mass an Galgenhumor behal- ten konnte, wie sein Tagebucheintrag vom 6. Janu- ar 1849 zeigt. Die auf eine vermutlich ausgaben- trächtige Einladung beim Bataillonskommandan- ten folgenden Abende „waren aber vatale".152 Er und seine „2 Colegen153 kamen gänzlich am d'ar- gent aus. Da hiess es 8 Abende lang zu Hause blei- ben und Kumisbrod essen und Wasser saufen."154 Erst Ende Februar 1849, also nach knapp vier Mo- naten Aufenthalt in Sigmaringen, bekamen Rhein- berger und seine zwei Kollegen die erste Löhnung für die Zeit vom November 1848 an ausbezahlt. „Es war dies mein erster Erwerb im Betrage von 32 fl. 583/5 kr.", vermerkte er stolz im Tagebuch.155 Nach den Auslagen für die Entlohnung der drei Kadetten hatte das Regierungsamt auch noch die Kosten für deren Uniformen in der Höhe von 96 fl. 33 kr. zu bestreiten.156 All diese Ausgaben waren für die Staatskassa zwar unangenehm und wurden oft nur mit Zögern und Zaudern ausbezahlt, es waren aber Summen, die aufgebracht werden konnten. Mit dem Ausmarsche aber wurde das Regierungs- amt vor schwierige, ja teilweise unlösbar scheinen- de Probleme gestellt. Der Stichtag war der 14. Mai 1849, der Tag des Ausmarsches der Truppe. Schon anfangs Mai hatte das Reichsministerium der Fi- 248
	        

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