Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 DER „BADISCHE AUSZUG" VON 1849 DIE FINANZIERUNG DES UNTERNEHMENS „RADISCHER AUSZUG" Das permanente Finanzproblem Liechtensteins in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde mit konsequenter Regelmässigkeit durch die Aufwen- dungen für das Militär vergrössert. Mit der von aussen aufgedrängten Reorganisation von 1849 nahm diese „Tradition" ihren Fortgang und erreichte mit dem Auszug nach Baden einen weiteren Höhepunkt. Nachdem der erste Schrecken über das ursprüng- lich geforderte zweiprozentige Kontingent über- wunden war,136 gab es bereits im April 1849 Anzei- chen für weitere bevorstehende Ausgaben. Haupt- mann Echter, der seit Anfang April 1849 mit der Ausbildung des Kontingents beauftragt war, stellte fest, dass Waffenröcke und eine ganze Reihe von Ausrüstungsgegenständen fehlten, deren Anschaf- fung im Falle eines Ausmarsches unbedingt erfor- derlich war. Eine weitere unerwartete Belastung der Staatsfi- nanzen kam von der Mannschaft selbst. Sie beauf- tragte eine Abordnung, beim Frührapport des 4. April 1849 im Namen aller zu fordern, dass ih- nen eine Teuerungszulage bewilligt werde.137 Die Begründung der Mannschaft für diese Forderung lautete, dass von der bestehenden Entlohnung von 7 Kreuzern pro Jag für die Verpflegung 6 Kreuzer ausgegeben werden müssten.138 Es sei unmöglich, die weiteren Ausgaben für Wäsche, Kauf der „Pro- pretätsartikel" [Seife, Kamm etc.] mit den restlichen IV2 Kreuzern zu bestreiten.139 War es Zufall oder Berechnung, dass die Bitte der Mannschaft, wie schon 1848 geschehen, während der Anwesenheit des Inspektors v. Hayn vorgetragen wurde? Hauptmann Echter jedenfalls unterstützte dieses Anliegen der Mannschaft und bestätigte deren An- gaben.140 Er bemerkte, dass ein Pfund Fleisch „ge- ringster Sorte" nicht unter 10 Kreuzern gekauft werden könne. Da jeder Soldat wenigstens einmal pro Tag eine ausreichende Mahlzeit beanspruchen könne, müssten wirklich die von der Mannschaft angegebenen 6 Kreuzer dafür bezahlt werden. Für 
die restlichen Ausgaben sollte der Soldat minde- stens 5 Kreuzer täglich zur Verfügung haben, was auch nicht immer ausreiche. Oft sei noch zusätzlich eine Unterstützung von Seiten der Familie notwen- dig. Echter schlug vor, vom Unteroffizier abwärts die Löhnung um 
4'/2 Kreuzer pro Jag zu erhöhen und die tägliche Brotration um 'A Pfund heraufzu- setzen. Fürst Alois II. bewilligte eine Erhöhung der Gage um täglich 4 Kreuzer für jeden Gemeinen und um 6 Kreuzer für jeden Unteroffizier.141 Er wollte damit seinen guten Willen bezeugen und bekräftig- te dies noch dadurch, dass er die Bezahlung dieser Zulage aus seiner Privatkassa bewilligte.142 An die Auszahlung der Zulage war allerdings die Bedin- 124) Joseph Schönmetzier, Schneidergeselle, war schon im Februar 1849 einen Reisepass nach Württemberg ausgestellt worden. Infolge des Ausmarsches nach Baden wurde er am 2. April 1849 zurückberu- fen. Wegen Veruntreuung und wiederholten Disziplinarvergehen wur- de er vorzeitig aus dem Militärdienst entlassen. Siehe LLA RC 27. F2. Nr. 68. 6. Febr. 1849 und ebenda. G2. Rekrutierung 1855. 125) LLA SF Militärakten 1832-1849, Nr. 1, Scharfschützenzug an Bat.-Kommando. 13. Sept. 1849. 126) Ebenda, Nr. 4. 17. Sept. 1849. 127) LLA RC 27, F2, Nr. 10488, HKW an RAV. 30. Sept. 1849. 128) Siehe oben Anm. 126. 129) Siehe oben Anm. 47. 13. Sept. 1849. 130) Ebenda. 131) LLA SF Militärakten 1832-1849, Nr. 299. Bat.-Kommando an Scharfschützenzug. 29. Sept. 1849. 132) Ebenda; gemäss dieses Liste wurden 6 Unteroffiziere. 3 Horni- sten und 44 Soldaten mit der Gratifikation bedacht. 133) Ebenda. 0. Nr. Conzeptenbuch. 14. Okt. 1849. 134) Siehe Allgäuer. S. 173. 135) Ebenda. 136) Siehe oben S. 219 ff. 137) LLA RC 27, F2, 0. Nr. Scharfschützenkommando an RAV. 4. April 1849. 13S) Ebenda. 139) Ebenda. 140) Ebenda; die folgenden Argumente Echters stammen aus diesem Schreiben. 141) Ebenda, Nr. 5326, HKW an RAV. 4. Mai 1849. 142) Ebenda. 247
	        

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