QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 DER „BADISCHE AUSZUG" VON 1849 richtete in Briefen nach Hause, was seine Eindrük- ke in den verschiedenen Ortschaften gewesen wa- ren. Er beschrieb seine Situation am 16. Juni 1849 so: „Ich bin überhaupt immer so vergnügt, dass ich fast wünschen sollte, es immer so zu haben, weil ich immer gute QuatierefJ] und genug Essen und Trinken und keinen Mangel an Geld habe."101 Die Nähe zur badischen Grenze brachte ihm überhaupt keine Probleme, weil „allda wenig zu befürchten" sei.102 Seinen zweiten Brief, datiert vom 20. Juli 1849, schrieb er in Heidelberg. Er berichtete über verschiedene Einquartierungen in mehreren Orten und Staaten. Dabei hatte er soviel Militär gesehen, dass er „glaubte, die Erde habe sich aufgethan und lasse Soldaten, Pferde und Wägen mit allerlei Profi- ant und Munizion heraus".103 Die von den lagern- den Soldaten zerstörten Kornfelder waren für ihn mindestens soviel Ursache zu klagen wie die Tatsa- che, dass sich von den Freischaren „hie und da einer gestreckt" hatte.104 Das Gefecht bei Oos war ihm nur wenige Sätze wert. Er bemerkte, dass sie von den Freischaren mit einem heftigen Kugelregen begrüsst worden seien, dass der Gegner aber nach zwei bis drei Stunden vertrieben worden sei. „Zudem, dass die Liechtensteiner Schützen die vordersten waren, sind sie gut durchgekommen, haben nur zwei Ver- wundete gehabt, welche aber schon wieder Dienst machen."105 In Heidelberg hatte er zwar aufgeschnappt, dass Sigmaringen und Hechingen preussisch würden. Er für seine Person war aber deswegen nicht beunru- higt und schrieb nach Hause: „Ich denke aber, un- ter vielem Reden wird viel gelogen und glaube nur, was ich sehe oder selbst erfahre. Was wir jetz sind, kann mancher nicht beantworten, was aber aus uns werden kann, studiert jetzt mancher Gelehrte dran."100 Er schwärmte vom Soldatenleben und meinte, dass ihm dieses noch nie verleidet sei und er hoffe, „dass der liebe Gott uns Soldaten, so wie auch Euch alle zu LIause gesund erhalte, seine milde Hand nie ent- ziehe und Friede und Einigkeit allen Ländern ver- leihe, auch dass wir nach vollendeter Lebensban [!] in den Himmel werden kommen an".107 Die z.T.
fast rührend-naive Sicht der Dinge zeigt, dass unter den liechtensteinischen Soldaten wohl kaum eine hinterfragende Auseinandersetzung über den Sinn ihres Einsatzes stattfand. Ihre unbekümmerte Ju- gend liess ihnen das eigene Wohlergehen, das Auf- nehmen und Erleben der „schönen Dinge" ihrer Umgebung wohl wichtiger erscheinen als staatspo- litische Diskussionen. Als Offiziere und Soldaten Hessen sich die Liechten- steiner in Baden von den Entscheidungen der politi- schen Obrigkeit und der militärischen Vorgesetzten lenken. Warum sie in Baden nicht von den revolu- 84) LLA RC 27, F2, ad 353, Bericht Major Werners an das General- commando des Neckar-Corps in Donaueschingen, 10. Juli 1849. 85) Schneider, S. 203; Menzinger, S. 44, STAS Ho 80a, C II., Nr. 31, Bat.-Kommando an Landesregierung Sigmaringen, 1. Juli 1849; siehe oben S. 138. 86) Schneider, S. 212; siehe auch oben Anm. 85, Bericht Major Wer- ner vom 1. Juli 1849. 87) Schneider, S. 209; siehe auch oben Anm. 84. 88) Ebenda, S. 162. 89) Ebenda. S. 209. 90) LLA RC 27, F2, Nr. 85, Bat.-Kommando an RAV, 13. Juli 1849. 91) Ebenda. 92) Ebenda. 93) Siehe oben Anm. 47. 30. Juni 1849. 94) Schneider, S. 203. 95) Siehe oben Anm. 47, 30. Juni 1849. 96) Schneider, S. 203. 97) Huber II, S. 876. 98) Menzinger, S. 50. 99) Huber II, S. 877. 100) LLM DS. 2 Briefe Wagners, 16. Juni 1849 aus Vaihingen, 20. Juli 1849 aus Heidelberg (siehe Titelblatt). 101) Ebenda, Brief vom 16. Juni 1849. 102) Ebenda. 103) Ebenda, Brief vom 20. Juli 1849. 104) Ebenda. 105) Ebenda. 106) Ebenda. 107) Ebenda. 243