Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 DER „BADISCHE AUSZUG" VON 1849 sehen und politischen Führung, in ihrer Gesinnung durch die „Wühler" negativ beeinflusse64 Auch Nie- dermayrs Aussagen über das Rumpfparlament, das nach ihm in Stuttgart „sein Unwesen trieb", zeigen dessen ablehnende Haltung.65 Die Soldaten wollte man aus Stuttgart fernhalten. Aber, so berichtete Niedermayr, „truppenweise lau- fen die Kerls hinein und kommen den folgenden Tag total besoffen zurück".66 General Miller er- mächtigte den Bataillonskommandanten sogar, „im Falle die gewöhnlichen Mittel zur Erhaltung der Disciplin nicht mehr ausreich[t]en, das Standrecht verkünden zu lassen".67 Es wird deshalb für die Führung wohl erlösend gewirkt haben, dass am 25. Juni 1849 das Bataillon die Weisung erhielt, nach Bretten, also auf badisches Gebiet, zu marschieren. Die Truppen konnten während des ganzen Vormar- sches Kanonendonner vernehmen und in dem Städtchen Bretten waren überall preussische Pik- kelhauben zu erblicken.68 Inzwischen war das Bataillon dem Oberbefehlsha- ber der Reichsarmee, Generalleutnant v. Peucker, unterstellt worden, der in Bretten das Hauptquar- tier hatte.69 Die Liechtensteiner trafen im Biwak neben den Preussen auch die Angehörigen der Reichsarmee, Neckarkorps genannt, die sich aus Bayern, Mecklenburgern, Württembergern, Hes- sen, Frankfurtern und Nassauern zusammensetzte und insgesamt etwa 16000 Mann stark war.70 Das hohenzollern-liechtensteinische Bataillon wurde dem Reservekorps unter General Schäger zuge- teilt.71 In der Führung des Bataillons und des liechtenstei- nischen Kontingents waren ebenfalls Veränderun- gen eingetreten. Der Bataillonskommandant v. Nie- dermayr litt seit dem 20. Juli an einer Entzündung, einem „Eysen, gleichbedeutend mit Karbunkel".72 Zu dieser Geschwulst kam infolge des Ausmarsches noch der Rotlauf und das Geschwür erreichte die „Grösse eines Kindskopfes".73 v. Niedermayr über- gab aus diesem Grund am 28. Juni 1849 das Kom- mando über das Bataillon an Major Werner und begab sich selbst nach Karlsruhe, wo er operiert wurde. Er nahm das Kommando am 11. Juli 1849 wieder auf.74 
Bereits am 8. Juni 1849 hatte Hauptmann Echter das Kommando über die Scharfschützen an v. Fal- kenhausen abgetreten. Echter war wegen körperli- cher Schwäche gezwungen, sich in eine Kur nach Stuttgart zu begeben.75 64) Schneider, S. 192. 65) LLA RC 27, F2, Nr. 117, Bat.-Kommando an RAV, 23. Juli 1849. Siehe auch Menzinger, S. 47. Nach ihm hatte sich das Rumpfparla- ment unmöglich gemacht durch seine Billigung der Revolution in Ba- den. 66) Schneider. S. 193. 67) Ebenda. 68) Siehe oben Anm. 47, 25. Juni 1849. 69) Schneider, S. 196. 70) Siehe Anm. 47, 25. Juni 1849. 71) Schneider, S. 196. 72) Ebenda. 73) Ebenda. 74) Ebenda. S. 197. 75) Ebenda, S. 193; siehe Menzinger, S. 47. 239
	        

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