Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 DER „BADISCHE AUSZUG" VON 1849 dementsprechend erbost und verbittert. Die Scharf- schützen beklagten sich beim Bataillonskomman- danten über den Zustand der Gewehre und Hessen diesen wissen, dass sie mit solchen Waffen nicht gegen den Feind marschieren würden.55 v. Nieder- mayr stellte vorerst für sich selbst fest, „unter wel- cher Kalamität" er das Kommando führe.56 Er be- merkte aber auch, er habe „die Kerls zur Raison gebracht" und der Geist sei nun besser wie vor- her.57 Die Soldaten waren durch das Versprechen einer gründlichen Untersuchung der Waffen beru- higt worden.58 Niedermayr äusserte sich nun sei- nerseits recht lobend über die Scharfschützen und meinte, er sei „mit dem schwarzen Häuflein sehr zufrieden" und er war überzeugt, dass er sie mit dem Versprechen, neue Stutzen zu besorgen, ganz für sich gewonnen habe.59 Die erste Lieferung der neuen Büchsen traf auch wirklich ein und wurde der Truppe während ihres Aufenthaltes vom 12. bis 24. Juni 1849 in Vaihingen übergeben. Die Stim- mung bei den Hechtensteinischen Truppen blieb aber trotzdem gespannt, wie Peter Rheinberger be- merkte.60 Die Ursachen ihrer Unzufriedenheit wa- ren eben noch nicht oder nur teilweise beseitigt. Seit dem 28. Mai 1849 befand sich das hohenzol- lern-liechtensteinische Bataillon auf württembergi- schem Gebiet und hielt sich vom 1. Juni an wäh- rend gut dreieinhalb Wochen in verschiedenen Gar- nisonen in der Nähe von Stuttgart auf (siehe Karte S. 238). Die Truppen befanden sich damit einer- seits in geringer Entfernung vom badischen Kriegs- schauplatz, bekamen aber nur „spährliche Nach- richten".61 Andererseits war das Bataillon in die geographische Nachbarschaft der politisch ent- scheidenden Vorgänge der Nationalversammlung geraten. Diese hatte am 30. Mai 1849 beschlossen, ihren Sitz nach Stuttgart zu verlegen, wo sie als Rumpfparlament noch bis zum 18. Juni 1849 tag- te.62 Das Rumpfparlament, das von einer radikalen Mehrheit beherrscht wurde, hoffte, Württemberg für den badisch-pfälzischen Aufstand gewinnen zu können. Es hatte aber nicht mehr die Kraft, sich in Württemberg durchzusetzen und seine Versuche, 
die württembergische Regierung unter Druck zu setzen, führten zum Bruch zwischen ihr und dem Rumpfparlament. Dieses wurde am 18. Juni 1849 von Truppen des General Millers, dessen Oberbe- fehl auch das hohenzollern-liechtensteinische Ba- taillon unterstand, aufgelöst und zersprengt.63 Während dieser politisch entscheidenden und un- ruhigen Phase hielt sich das liechtensteinische Kon- tingent keine 20 Kilometer von Stuttgart entfernt in seinen Garnisonen auf. Dies bedeutete für das Ba- taillon noch einmal eine heikle Phase wegen der Aufrechterhaltung der Disziplin. Von Stuttgart aus wurden die Soldaten, nach Auffassung der militäri- 38) LLA RC 27, F2, Nr. 22, Bat.-Kommando an RAV, 8. Juni 1849. 39) Huber II, S. 876. 40) Ebenda. 41) Siehe oben Anm. 38. 42) Ebenda. 43) Siehe dazu Geiger, S. 166 f. 44) Ebenda, S. 167. 45) Siehe oben Anm. 35. 46) Schneider, S. 183. 47) FamARh )I2a, Tagebuch Peter Rheinbergers, 18. Mai 1849. 48) Ebenda. 49) Schneider. S. 185. 50) Ebenda, S. 186. 51) Siehe oben Anm. 47, 20. Mai 1849. 52) Ebenda, 21. Mai 1849; Menzinger, S. 46. 53) Ebenda, 22. Mai 1849. 54) Siehe oben S. 154 ff'., Geiger, S. 167; Menzinger S. 46, Menzinger datiert das Ereignis auf den 26. Mai 1849. 55) Schneider, S. 188 56) Ebenda. 57) Ebenda. 58) Menzinger, S. 46. 59) Schneider. S. 193. 60) Siehe oben Anm. 47, 12. Juni 1849. 61) Ebenda. 22. Juni 1849. 62) Huber II, S. 877. 63) Ebenda. S. 881 f. 237
	        

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