Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

lieutnant bezahlt" werde.283 Nach den neuerlichen Verschuldungen ihres Bruders, worunter z.B. auch eine Ausgabe von 24 Gulden für einen Hühnerhund aufschien, war der Geduldsfaden der v. Falkenhau- sen für ihren Bruder, der ihnen „hinsichtlich seines Leichtsinnes unverbesserlich" schien,284 endgültig gerissen. Insgesamt hatten Eduard und Friedrich v. Falkenhausen an die Schulden ihres Bruders 4065 fl. 56 kr. bezahlt.285 Die ganze Angelegenheit steuerte auf die Endphase zu. Als Menzinger nach Wien berichten musste, dass „bezüglich des Herrn Oberleutnants leider die Bemerkung beigefügt werden [müsse], dass er sich dem Trünke ergebe, weshalb er vorläufig gewarnt worden [sei],"286 war klar, dass er als Kontingents- kommandant nicht mehr länger zu halten war. Menzinger, der bisher immer als Vermittler aufge- treten war, befürchtete infolge der immer wieder neu zum Vorschein kommenden Schulden, dass er persönlich in eine unangenehme Lage geraten könnte. Er lehnte deshalb jede weitere Geschäftsbe- sorgung ab und teilte auch der Rentenverwaltung v. Falkenhausen im Februar 1858 mit, dass er „sich ferner mit dieser Angelegenheit nicht mehr befas- sen" könne.287 Auch dem Fürsten teilte Menzinger mit, dass er sich von einer „Einmischung in die v. Falkenhausen'schen Schuldsachen zurückgezogen" habe, um sich nicht „unnöthig in Verdriesslichkei- ten oder Haftungen zu verwikeln".288 Am 18. August 1858 teilte die fürstliche Hofkanzlei dem Regierungsamt in Vaduz mit, dass „durch die obwaltenden Verhältnisse eine Veränderung in der Stellung des fürstlichen Militär Contingents hervor- gerufen" werde, da der Fürst beschlossen habe, Oberleutnant v. Falkenhausen ab dem 1. Septem- ber 1858 unter „Beibehaltung seines Ranges und Titels in Pensionsstand zu versetzen".289 v. Falken- hausen wurde eine jährliche Pension von 600 Gul- den zugestanden.290 Es wirkt fast tragikomisch, dass sich v. Falkenhausen am Tage, da in Wien seine unfreiwillige Versetzung in den Ruhestand beschlossen wurde, beim Regierungsamt be- schwerte, Oberförster Schauer lege ihm bei der Jagdverpachtung Hindernisse in den Weg.291 v. Fal- kenhausen, der seit sechs Jahren Mitpächter der 
Kleinjagd war, hatte nach seiner Aussage in dieser Beschäftigung „das einzige von [ihm] gepflegte Ver- gnügen".292 Es fiel ihm deshalb schwer, „auch das unschuldige Vergnügen der Jagd den Caprizen des hochfürstlichen Herrn Oberförsters zu unterzie- hen".293 v. Falkenhausen scheint bis zuletzt den Ernst der Lage nicht erfasst zu haben. Bereits eine Woche später drückte v. Falkenhausen, nachdem ihm das fürstliche Dekret übergeben wor- den war, sein „tiefstes Bedauern" darüber aus, „aus den hochfürstlichen Diensten austreten zu müs- sen".294 Menzinger, der den vertraulichen Auftrag hatte, darauf zu achten, dass v. Falkenhausens Ehre „mö- glichst rein erhalten werde",295 konnte melden, dass dieser am 9. September 1858 Inventar und Rechnung übergeben habe und gemäss hoher Wei- sung am 21. September 1858 mit Ehren ohne alle Hemmnisse habe abziehen können.296 Fürst Alois hatte v. Falkenhausen einen „Gagener- trag" von 600 Gulden für „Teuerungs- und Rückrei- sekosten" bewilligt.297 Dies war sicher auf die seit Jahren gemachten mehrmaligen und drängenden Aussagen Menzingers zurückzuführen, dass v. Fal- kenhausen mit seiner Gage nicht auskommen kön- ne und deshalb eine Gehaltserhöhung angebracht wäre.298 v. Falkenhausen hinterliess bei seinem Weggang „nicht wenige Privatschulden".299 Nach Menzingers Angaben beliefen sich die Passiven v. Falkenhau- sens im Februar 1859 auf etwa 2200 Gulden.300 Der Landesverweser konnte aber die beruhigende Meldung nach Wien abgehen lassen, die Brüder v. Falkenhausens hätten neuerlich zugesichert, dass sie die Schulden berichtigen wollten.301 Das am 31. Dezember 1858 von der Handlung Real & Comp., Vaduz, erwirkte gerichtliche Verbot auf die Pension v. Falkenhausens belegt, in welch miss- licher finanzieller Lage sich der Oberleutnant zu diesem Zeitpunkt befand.302 Man darf bezweifeln, ob die im Januar 1861 vom Fürsten gewährte jähr- liche Pensionszulage von 100 Gulden303 v. Falken- hausen sehr geholfen hat. Ludwig von Falkenhausen ist eine mit tragischen Zügen behaftete Gestalt in der Geschichte des liech- 208
	        

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