Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

diese Umstände gewusst hätte, auf diese Geschichte Verzicht geleistet hätte, und ein Hagestolz geblie- ben wäre."255 Nun, nach geschehener Verheiratung, traf v. Fal- kenhausen mit seiner Gemahlin Mitte Dezember 1854 in Vaduz ein.256 Das frisch vermählte Paar nahm vorerst Quartier im „Löwen" in Vaduz, wo v. Falkenhausen „die nöthigen Zimmer" für die Ehe- leute und drei Kinder(l) sowie Dienstboten miete- te.257 Vermutlich aus finanziellen Gründen zog die Familie später ins Schloss Vaduz, wo sie ein Quar- tier, aus zwei Zimmern bestehend, bewohnte. Im April 1857 bat deshalb das Regierungsamt in Wien darum, für v. Falkenhausens Familie den Wohn- raum im Schloss zu erweitern. Die Familie, die 1856 auf fünf Kinder angewachsen war, zählte nun noch vier Kinder.258 Die Familie v. Falkenhausens hatte es allerdings nicht leicht, in Vaduz akzeptiert zu werden, was auch dadurch bedingt war, dass sie sich zum protestantischen Glauben bekannte. Wie ein Brief v. Falkenhausens an Kanonikus Wolfin- ger259 in Vaduz bezeugt, waren seine Kinder auch in der Schule Benachteiligungen und der „Lächer- lichmachung [ihrer] Confession" ausgesetzt.260 v. Falkenhausen berichtete Wolfinger, dass zwei sei- ner Töchter „in Thränen verflossen zu Hause ka- men", weil ihnen in der Schule gesagt worden sei, sie würden mit ihrem Glauben nicht in den Himmel kommen.261 Den anderen Kindern wurde gesagt, sie sollten froh sein, nicht den protestantischen Glauben zu haben, da dieser nicht seligmachend sei.262 v. Falkenhausen benutzte die Gelegenheit, um seinen allgemeinen Gefühle und Eindrücke dem Pfarrer mitzuteilen. Es sei drückend, sagte v. Fal- kenhausen, einen solchen Hass gegen ihn und seine Familie fühlen zu müssen. Es war ihm nach seiner Aussage bewusst, dass Verleumdungen und Verfol- gungen seiner Person und seiner Familie „zur Ta- gesordnung von mehreren Vaduzern" gehörten.263 v. Falkenhausen sah sich deshalb veranlasst, seine Familie „bei guter Zeit wieder dorthin zu expedie- ren wo sie hergekommen" sei,264 da es schmerzhaft sei, „sich als einzige nicht katholische Familie so verhasst zu fühlen".265 v. Falkenhausen teilte Wol- finger im weiteren mit, dass „in Gottes Namen von 
meinen Kindern der Besuch dieser wohlthätigen Schule auf die Bestimmung Euer Hochwohlgeboren unterbleiben" solle.266 Das Verbleiben v. Falkenhausens in liechtensteini- schen Diensten war allerdings schon seit Jahren aus anderen Gründen gefährdet und seit 1855 be- gannen sich über ihm drohend dunkle Schicksals- wolken zusammenzuziehen. Fürst Alois teilte im Oktober 1855, also knapp ein Jahr nach dem Zuzug der Familie v. Falkenhausen nach Vaduz, dem Re- gierungsamt mit, dieser habe um einen Vorschuss von 3000 Gulden gebeten.267 Dieses Ansuchen, so meinte Alois IL, zeige, dass v. Falkenhausen sich in „grossen, es scheint in sehr grossen Geldverlegen- heiten" befinde.268 Für Fürst Alois ist es schon zu diesem Zeitpunkt fraglich, ob der Kommandant un- ter diesen Umständen im aktiven Dienst bleiben könne. Er wollte aber jede Kompromittierung v. Falkenhausens vermeiden und ihm lieber „ein paar hundert Gulden jährlich ohne Dienstleistung" be- zahlen,269 aber nur „aus Mitleid, nicht, weil ich für meinen Dienst auf v. Falkenhausen grossen Werth lege".270 Allerdings war Fürst Alois entschlossen, auf keinen Fall einen so hohen Vorschuss zu ge- währen und er forderte Menzinger auf, sich „ohne falsches Mitleid darüber aufrichtig" zu äussern, „ob es nicht am besten wäre, mit ihm ein Ende zu ma- chen, seine Ehre möglichst schonend, Aufsehen vermeidend".271 Nach Auskunft Menzingers hatte v. Falkenhausen Schulden von über 1000 Gulden für Pferde und Wa- gen beim jüdischen Handelsmann Ludwig Löwen- berg in Hohenems, 500 Gulden schuldete er der Löwenwirtin Rheinberger, 400 Gulden hatte er an Vorschüssen nach Wien zurückzubezahlen und „andere Beträge" war er verschiedenen Lieferanten schuldig.272 Um v. Falkenhausen aus der leidigen Situation herauszuhelfen, wandte sich der Land- vogt an dessen Bruder, den Freiherrn Eduard von Falkenhausen, mit der Bitte, „den Herrn Bruder aus dieser Verlegenheit, bevor die Verhandlung eintritt, herauszuziehen",273 da sonst dessen Ehre kompro- mittiert und die Charge in Frage gestellt sei. Die Antwort des Bruders Eduard war für Ludwig v. Falkenhausen allerdings wenig ermutigend. Er 206
	        

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