Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

worden wäre.209 Zudem habe Blaudek dem Ober- amt bekannt, dass er „ohne Geld und in Schulden sey".210 Er hatte zwar bereits vor kurzer Zeit einen Vorschuss erhalten, diesen aber nach seiner Aussa- ge „seinem Bruder in Amerika zugesendet, welcher sich in misslichen Umständen befinde und ganz hilflos" sei.211 Ohne Geld konnte Blaudek aber we- der seine Gläubiger zufriedenstellen, noch sich auf Reisen begeben. Er bat also um einen Vorschuss von 200 Gulden und um die Aushändigung der Gage für drei Monate in der Höhe von 150 Gul- den.212 Das Oberamt sah keine andere Möglichkeit, als Blaudek diese Summe auszubezahlen.213 Im Anhang an diesen Bericht fügte das Oberamt „in diesen bewegten Zeiten" noch die Bemerkung bei, „dass in Liechtenstein noch alles ruhig sey".214 Blaudek reiste am 19. März 1848 ab, das heisst, dass er nur einen Tag vor dem Ausbruch der Unru- hen Liechtenstein verlassen hatte.215 Es war eine gütige Fügung des Schicksals, - oder hatte Blaudek die Entscheidung über seine Abreise wissentlich und willentlich so getroffen? - dass er beim Aus- bruch der Unruhen nicht mehr im Lande weilte. Es wäre zu befürchten gewesen, dass gegen ihn „grobe Excesse wohl schwerlich zu verhüten gewesen" wä- ren.216 Der unrühmliche Abgang hinterliess, wie wäre es auch anders möglich, bei Blaudek einige Verbitte- rung. Er schrieb am 28. Mai 1848 an das Oberamt: „... und ich sah es für eine gute Fügung an, dass ich fort war. Mag sich's jeder Mensch und jedes Volk so gut machen als möglich, aber das besteht nicht in brutalen Insulten Anderer."217 Empört äus- Dienstauszeichnungen (Dienstalterszeichen) für Unteroffiziere und Solda- ten für 10, 15 und 20 Dienstjahre (von Fürst Alois II. am 17. August 1847 gestiftet) 
serte er sich vor allem darüber, dass selbst Dr. Grass behauptet habe, „die Bestreitung meines Lu- xus müsse aus unerlaubten Quellen geflossen seyn, da der Staat mir nicht soviel both".218 Blaudek fühl- te sich ungerecht behandelt. Er stellte fest: „Mein Leben ist rein von Betrug, ebenso von dortigen Schulden, lieber wäre ich nicht fortgelaufen, ehe Jemande einen Groschen schuldig geblieben. - das fehlte noch zu meinem Degout."219 Für Liechtenstein endete die Beziehung zu Blaudek am 1. Juli 1848, mit welchem Datum er auf sein Gesuch hin aus dem fürstlichen Militärdienste ent- lassen und mit einer „Abfertigung" von 800 Gulden entschädigt wurde.220 Blaudek hatte auf den Tag genau acht Jahre im liechtensteinischen Militär ge- dient. Er war während seiner ganzen Dienstzeit als ein fähiger und einsatzfreudiger Offizier charakteri- siert worden. Er hatte versucht, und z.T. war ihm auch Erfolg beschieden, das liechtensteinische Kontingent auf das verlangte Ausbildungsniveau zu bringen. Dass manches nicht erreicht wurde, ist wohl weniger sein Verschulden als eine Folge der 202
	        

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