Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE ] 814-1849 DAS MILITÄRKONTINGENT 1814 UND 1815 zu müssen, die Militärpflichtigen zu einer eifrigen Teilnahme am bevorstehenden Unternehmen zu überreden. Laut Bericht des Oberamtes96 ging die auf die Rede Schupplers folgende Aushebung der 100 Mann ziemlich ruhig vor sich, obwohl alle Tauglichen ohne Rücksicht, ob sie zu Hause entbehrlich waren oder nicht, der Verlosung unterzogen wurden. Da mehrere Unentbehrliche, das heisst für die Weiter- führung der Landwirtschaft oder eines Gewerbes wichtige Personen, zum Dienst ausgelost wurden, mussten einige „mit sehr bedeutenden Kosten ei- nen anderen Mann kaufen und so einen grösseren Theil des Vermögens opfern".97 Schuppler betonte, dass man keine Ausnahme von der Militärpflicht machen dürfe, „weil nur eine Gleichstellung aller den grössten Theil der Unterthanen beruhigte".98 Gleichzeitig empfahl er aber, dass es bei einer even- tuellen notwendigen Nachlosung „mannigfaltiger politischer Gründe wegen räthlich" sei,99 einige zeitlich befristete Ausnahmen von der Konskripti- onspflicht zu machen. Das Verzeichnis, Nationale genannt, der im Januar 1814 zum fürstlichen Kontingente eingezogenen 40 Mann Linientruppen und 40 Mann Landwehr ent- hielt die Namen der Ausrückenden samt zusätzli- chen Bemerkungen (siehe Tabelle S. 16/17).100 Genau die Hälfte der Rekrutierten, nämlich 40 Mann, werden als „Einsteher", d.h. als Ersatzleute gegen Bezahlung angeführt. Von diesen Stellvertre- tern waren acht Ausländer, nämlich ein Ravensbur- ger, zwei Österreicher und fünf Schweizer. 'Ai der Einsteher traten an Stelle ihres Bruders in den Mili- tärdienst, zwei Stellvertretungen wurden von Hin- tersässen, eine von einem aus Feldkirch nach Mau- ren Abgeschobenen übernommen. Joseph Beck aus Vaduz, geboren 1789, von Beruf Zimmermann, musste einen Deserteur ersetzen. Die Gemeinde Planken verstand es, zwei Einsteher für sich zu „kaufen". Das Durchschnittsalter der Linientruppe betrug 24,3 Jahre, das der Landwehr 28,6 Jahre. Der jüngste Soldat der Linientruppen war mit 15 
Jahren Joseph Gassner aus Flums, der älteste war mit 37 Jahren Adam Wohlwend, Zimmermann aus Gamprin. Der Landwehr waren fünf Rekrutierte mit 41 Jah- ren zugeordnet, vier waren 19jährig, davon einer aus Rankweil und einer aus Buchs/SG. Als Beruf gaben 37 „nichts" oder Bauer an, die übrigen 43 hatten einen handwerklichen Beruf. Als Beruf des Vaters von Xaver Burghard aus Vaduz wurde „Scharfrichter" angegeben. Die hohe Zahl der Einsteher lässt die Vermutung zu, dass die Vermögenderen versuchten, dem Mili- tärdienst zu entgehen, vor allem in der Situation einer bevorstehenden Teilnahme an einem Feld- zug. Bei den Einstehern war auch die Zahl derer gross, die ihren Bruder ersetzten. Meistens wurden wohl solche ersetzt, die für die häusliche (Land)wirtschaft oder für das Gewerbe als unab- kömmlich betrachtet wurden. DER AUSMARSCH Die ausgelosten 40 Mann Linientruppen und 40 Mann Landwehr marschierten am 25. Februar 1814 unter der Führung des grossherzoglich-badi- 87) Ebenda. 88) Ebenda. 89) Ebenda. 90) Ebenda. 91) Ebenda. 92) Ebenda. 93) Ebenda. 94) Ebenda. 95) Ebenda. 96) LEA RB, C2, ad Num. 54. OA an HKW, 4. März 1814. 97) Ebenda. 98) Ebenda. 99) Ebenda. 100) LLA RB, C2. o. N.. Kontingent 1813/14, Nationale vom 25. Febr. 1814. 15
	        

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