Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

von den Gesetzen hinsichtlich des römischen Staa- tes - gemeint ist der Kirchenstaat - eine Ausnahme gemacht werden sollte, und die Anwerbung nicht Militärpflichtiger „entweder ausdrücklich oder still- schweigend gestattet werden" könnte.251 Im Jahre 1836, als das Kontingent in Liechtenstein aufgestellt werden musste, stellte es sich heraus, dass 17 Mann in ausländischen Diensten weil- ten,252 unter anderem beim Regiment des bünd- nerischen Grafen Franz Simon von Salis-Zizers, „Brigadegeneral und Commandant des ersten rö- mischen Fremden-Regiments in Bologna".253 Die Totentafel von 1832 bis 1857 zeigt, dass mehrere Liechtensteiner im päpstlichen Dienste gefallen sind.254 Wegen der geforderten Neuaushebung liechtenstei- nischer Soldaten ab März 1836 war die Obrigkeit der Erscheinung des Reislaufens nicht mehr so nachgiebig gestimmt, da diese Leute nun für das eigene Militär im Lande gebraucht wurden. Der neue Kontingentskommandant Leutnant Schaf- fer beklagte sich in einem Schreiben an das Ober- amt, dass „an der entfernung aus dem Lande und engagirung beim fremden Puissancen ... der Con- scriptionspflichtigen Männer die grösste Schuld an den früheren Herrn Vorsteher ... lasste".255 Vom Oberamt aus wurde infolge der neuen Um- stände die Initiative ergriffen und Graf Salis um Entlassung der militärflichtigen Liechtensteiner er- sucht.256 Gleichzeitig wurde v. Salis darauf hinge- wiesen, künftig keine militärpflichtigen Untertanen mehr aus Liechtenstein anzuwerben. Beiden Anlie- gen des Oberamtes versprach v. Salis nachzukom- men. Die aus den römischen Diensten entlassenen und nach Hause zurückgekehrten Liechtensteiner, es dürften neun Mann gewesen sein,257 beteuerten, sie hätten vom Verbot nichts gewusst und sich gleich nach erhaltener Aufforderung gestellt.258 Sie versi- cherten dem Landvogt auch, dass sie nie beabsich- tigt hätten, sich ihren Verpflichtungen zu entziehen. Der Grund für ihre Entscheidung, fremde Dienste anzunehmen, sei nur darin zu sehen, dass sie „zu Haus nichts zu leben, und vom Staate keine Bezah-lung" 
bekommen und sich deshalb „in drükender Lage" befunden hätten.259 Wegen der Entlassung der Liechtensteiner aus rö- mischen Diensten ergab sich noch ein kleines Nach- spiel. Das päpstliche „Werb-Commando" in Feld- kirch fragte im Juli 1836 in Vaduz an, ob von den liechtensteinischen Untertanen „durchaus keiner mehr einrücke und was allenfalls aus ihren Säbeln, die sie mit sich genommen, geworden sei."260 Das Oberamt berichtete umgehend, von den neun „an- her gesandten Liechtensteinern" seien sechs dem fürstlichen Kontingent eingereiht worden, einer sei dienstuntauglich und zwei müssten als Militär- pflichtige die Losung des kommenden Frühjahres abwarten.261 Die Abklärung wegen der vermissten neun Säbel ergab, dass nur noch zwei vorhanden waren. Die übrigen, so berichtete das Kontingentskommando, hätten ihre Säbel „aus Mangel an Reisegeld wäh- rend der langen Reise von Bollognia bis hierher verkauft".262 Leutnant Schaffer konnte es sich nicht verkneifen zu bemerken, dass der Verlust dieser Säbel nur dem römischen Kommandanten angela- stet werden könne, weil man Beurlaubten oder Ent- lassenen die Waffe nicht mitgebe.263 Die noch vor- handenen zwei Säbel wurden ins Depot gegeben. Bei dem Mangel an Ausrüstungsgegenständen konnte man sie eventuell noch gut gebrauchen. Schaffer äusserte sich auch über das Verhalten des Grafen v. Salis kritisch. Er meinte, es sei diesem wohlbekannt, dass er keine fürstlich liechtensteini- schen Untertanen anwerben dürfe und mit drohen- dem Unterton fügte Schaffer hinzu: „Der Miss- brauch seiner Rechte könte ihm in die Folge ein böses Spiel vorbereiten."264 Starke Worte eines kleinen Leutnants gegen einen Regimentskomman- danten, allerdings im Bewusstsein eines souverä- nen Fürsten im Rücken. Obwohl die Obrigkeit nun energisch gegen das Ein- treten Militärpflichtiger in fremde Militärdienste auftrat, war man 1836 froh, ausgebildete Soldaten zu haben, die im neu gebildeten Kontingent gut verwendet werden konnten. Sowohl der Sergeant Joseph Hilty und der Korporal Jakob Negele als Unteroffiziere als auch der Trompeter Fidel Frick 128
	        

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