Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER Zu dieser Zeit kehrte Peter Kaiser gerade aus Frankfurt zurück, da seine Beurlaubung von der Kantonsschule in Chur abgelaufen war. Am 26. Sep- tember 1848 hatte er zum letzten Mal an einer Abstimmung in der Nationalversammlung teilge- nommen und am 5. Oktober gab er in Vaduz vor den versammelten Vorstehern und Wahlmännern Re- chenschaft über seine Tätigkeit in Frankfurt.252 Das Schreiben Peter Kaisers «an meine Landsleute» vom 25. 11. 1848, das gerne als sein «Politisches Testa- ment»253 bezeichnet wird, lässt eine tiefe Resi- gnation erkennen. Kaiser sagt darin, dass er in Frankfurt das, was ihm vorgeschwebt hatte, nicht erreichen konnte, und auch, dass eine Fortsetzung seiner Tätigkeit in der Paulskirche «weder für das Land, noch für ihn erspriessliche Folgen gehabt hätte». Daraus kann man entnehmen, dass er im Grunde seine Mission in Frankfurt nicht mehr fortsetzen wollte, auch wenn er von seiner vorge- setzten Schulbehörde in Chur dazu weiter beurlaubt worden wäre.254 Es ist nicht mehr der alte Peter Kaiser, der aus diesen Zeilen spricht. In Kaiser hatte sich ein Wandel vollzogen, wohl aus der Einsicht heraus, dass das Experiment in Frankfurt und damit die ganze Revolution vom März 1848 zum Scheitern kommen musste. Dementsprechend waren seine Parolen für die Zukunft nicht mehr auf Kampf, sondern ganz auf Mässigung gestimmt. 
In der Wahl vom 25. April 1848 war Karl Schädler zum stellvertretenden Abgeordneten bei der deut- schen Nationalversammlung in Frankfurt bestellt worden. Er wurde daher nach dem Rücktritt Peter Kaisers von der Reichszentralgewalt zu dessen Nachfolger berufen. Er wollte zunächst aus «priva- ten Gründen» das Mandat nicht annehmen, wurde dann aber, da Kaisers erneutes Ansuchen um einen weiteren Urlaub vom Graubündner Schulrat endgül- tig abgewiesen wurde, von der Wahlmännerver- sammlung unter dem Vorsitz von Peter Kaiser am 27. Dezember 1848 wiedergewählt.255 Jetzt nahm er die Wahl an, denn er konnte auch die «privaten Gründe» nicht mehr geltend machen. Sie hatten darin bestanden, dass seine Frau auf Ende Dezem- ber einer Niederkunft entgegensah, die er begreifli- cherweise abwarten wollte. Eine private Eintragung 238) Geiger, S. 86, LLA Schädler-Akten 280/281. 239) Geiger, S. 94. Erlass vom 2. Mai 1848, LLA C/3 336. 240) LLA Schädler-Akten 286. Geiger, S. 95. 241) Der Landvogt hiess seit dem fürstlichen Erlass vom 8. April 1848 «Landesverweser». Geiger, S. 72. 242) Geiger, S. 95. 243) Geiger, S. 97, LLA Schädler-Akten 306. 244) Geiger, S. 106, Anm. 49, LLA C. 245) Geiger, S. 106, Anm. 48, LLA Schädler-Akten 287-292. 246) Geiger, S. 101. 247) Geiger, S. 106. 248) Geiger, S. 106. 249) Albert Schädler, Geschichtliche Entwicklung, JbL 19, S. 33. 250) Geiger, S. 107. 251) Geiger, S. 117. 252) Geiger, S. 132, Anm. 36. 253) Kind JbL 5. S. 32, Geiger. S. 132, LLA Schädler-Akten 308. 254) siehe auch F. J. Kind, Peter Kaiser, JbL 5, S. 32. 255) Geiger, S. 141, Anm. 87 und S. 119, Anm. 103. Paulskirche in Frankfurt, in der die Nationalver- sammlung tagte 57
	        

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