Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER wurde vom Vorstand im Jahre 1827 zusammen mit einigen anderen ausgewählten Vorträgen an die Ärztegesellschaft in Zürich eingesandt.142 Die be- schriebene Milzbrandepidemie hatte hauptsächlich in den Jahren 1802/03 mit verheerenden Folgen besonders im Liechtensteiner Unterland gewütet.143 Ein Teil von Schädlers Manuskript über den Milz- brand ist im Liecht. Landesarchiv erhalten.144 Nach 1831 nahm Gebhard Schädler nur mehr sporadisch an den Versammlungen der Graubündner Ärztege- sellschaft teil und im Jahre 1838 trat er aus der Gesellschaft aus.145 Die Zusammenkünfte der Graubündner Ärztegesell- schaft dienten aber nicht nur rein medizinischen und Standesgeschäften, sondern auch dem allge- meinen Gedankenaustausch und dürften wohl von der Obrigkeit in Vaduz eher mit Misstrauen beob- achtet worden sein; denn alle Landvögte zur Zeit des Absolutismus - Michael Menzinger nicht ausge- nommen - hatten vor den republikanischen Gedan- kengängen unserer südlichen und westlichen Nach- barn Angst wie vor einer ansteckenden Seuche, und sie sahen es nicht gerne, wenn engere Beziehungen über den Rhein und über die Luziensteig hinaus geknüpft und gepflegt wurden.146 Es ist anzunehmen, dass Schädler dem freiheitli- chen Ideengut nahestand, was schon seine Beteili- gung an einem studentischen Freiwilligencorps in seiner Studienzeit vermuten lässt. Es sind aber keinerlei Hinweise dafür vorhanden, dass er sich später aktiv in der liechtensteinischen Politik betä- tigt hätte. Auch im Zusammenhang mit den Ereig- nissen in den Jahren 1831/32 taucht sein Name nie auf.147 Unter dem streng absolutistischen Regime Fürst Johannes I. wäre eine politische Betätigung im freiheitlichen Sinne für einen, wenn auch nur teilbeamteten Arzt schlicht undenkbar gewesen, es sei denn, er hätte die Konsequenzen gezogen und sein Amt als Landesphysikus niedergelegt. Jos. Gebhard Schädler hatte eine grosse Familie. Als das siebte Kind im Jahre 1824 geboren wurde, war der älteste Sohn Karl gerade 20 Jahre alt. Dieser studierte Medizin und sollte sich später auch in der Landespolitik als Verfechter der Volksrechte und als Wegbereiter einer neuen Verfassung an der vorder-sten 
Front bewähren. Der zweite Sohn, Rudolf (1806-1873) studierte Theologie und war dann von 1836 bis zu seinem Tode Pfarrer in Bendern. Der dritte Sohn, Albert (1813-1874) machte in Deutschland eine Hafnerlehre und begründete den heute noch florierenden Keramikbetrieb in Nendeln. Von den vier Schwestern heirateten Caroline und Wilhelmine, während Sabine und Anna ledig blie- ben. Nach achtundzwanzigjähriger, strenger ärztlicher Tätigkeit wurde Gebhard Schädler im Jahre 1829 krank. Die Krankheit muss ernster Natur gewesen sein, musste er sich doch vom Februar bis Novem- ber des Jahres 1829 von seinem Sohn Karl vertreten lassen.148 Karl Schädler hatte gerade das Medizin- studium in Wien abgeschlossen und stand vor der Promotion. Zwar war der Gesundheitszustand Gebhard Schäd- lers angeschlagen, doch führte er ab Dezember 1829 die Praxis wieder weiter. Mitte der Dreissigerjahre trat dann aber eine chronische Bronchitis auf, die wohl schon der Ausdruck einer tuberkulösen Infekti- on war. Im Gefolge entwickelte sich ein Asthmalei- 134) LLA RC 237. 135) I.e. 136) LLA RC 482. 137) Medizin im Werdenberg und Sarganserland, Sarganserland Verlag, Mels, 1988. 138) I. N. Teutseh. Medizin in Vorarlberg, Bregonz 1972. 139) Protokoll des Graubündner Ärztevereins, Vereinsarchiv im Staatsarchiv Chur, sowie «Aesculap in Graubünden», Chur, 1970. 140) I.e. 141) gemeint ist wohl die hereditäre Epidermolysis bullosa. 142) Protokollbuch, 1827, Archiv des Graubündner Ärztevereins, Chur. 143) Siehe auch Malin, S. 120, Gerh. Wanner. JbL 70, S. 476/477. 144) LLA Schädler-Akten 241, u. A. Schädler, Regesten, JbL 7, S. 143. Der noch vorhandene Mansukriptteil umf'asst 7 Seiten. 145) Protokoll vom 18. 5. 1838, Archiv Graubündner Ärzteverein. 146) Siehe auch Quaderer, S. 232 und Geiger, S. 42. 147) Siehe Quaderer, S. 59 ff. 148) Curriculum vitae, Archiv der Universität Erlangen. 43
	        

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