Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

erste Besuch eines Fürsten in seinem Lande über- haupt - angesagt war.547 Es war für diesen Anlass auch ein grosses Volksfest in Vaduz angekündigt, das Schlegel natürlich nicht versäumen wollte. Er richtete daher aus seinem Arrest ein Schreiben548 an den Landvogt Michael Menzinger, in welchem Humor und Ironie in gleicher Weise durchscheinen. Das Schreiben lautet: «Hochgeachter Herr Landvogt! Um die Freuden des heutigen Festes theilen zu können, bittet Sie um Erlassen der noch fehlenden Arrest- stunden, sich hochachtungsvoll empfehlend Vaduz den 28ten July 1842 Dr. Schlegel»549 Wir besitzen keine Anhaltspunkte dafür, dass Dr. Hannibal Schlegel sich nach seiner Rückkehr aus Graubünden aktiv in der liechtensteinischen Landespolitik betätigt hätte. Dies ist verständlich, musste er doch seine ganze Energie dafür verwen- den, sich eine Praxis aufzubauen, anders als etwa Dr. Karl Schädler, der die Praxis und das Physikat von seinem Vater übernehmen konnte. Schlegel war aber kein unpolitischer Mensch, und man darf sich fragen, wie er sich in der Revolution von 1848, hätte er diese Zeit noch erlebt, verhalten hätte. Vermutlich hätte er sich voll dem Triumvirat Kai- ser-Schädler-Grass angeschlossen. Am 20. November 1842 starb der langjährige Lan- desphysikus Gebhard Schädler. Dr. Hannibal Schle- gel bewarb sich darauf um die Physikatstelle,550 wurde aber vom Regierungsamt ohne Angabe eines Grundes abgewiesen.551 In der Folge liess er sich wieder in Schaan nieder, wo er nach Tschugmell auch Bürger wurde.552 
KRANKHEIT, TOD Es wurde aber bald still um den sonst so agilen und streitbaren Mann. Am 16. August 1846 starb er in Schaan, erst 44 Jahre alt. Im Totenbuch von Schaan hat Pfarrer J. A. Carigiet die Todesursache mit «Hirnentzün- dung» eingetragen, eine Diagnose, die nicht allzu- viel besagt, wenn man den Krankheitsverlauf nicht kennt. An dem grossen Erbe seines 1844 verstorbenen Vaters, welches Ende August 1846 unter den Geschwistern verteilt wurde,553 konnte er nicht mehr teilhaben. Seine Frau Josefa folgte ihm im Tode, kaum 50 Jahre alt, am 23. Januar 1853.554 Es war das Jahr, als ihr Erstgeborener, Karl Wilhelm Schlegel in Freiburg/Br. zum Doktor der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe promoviert wurde. Der Vollständigkeit halber sind hier noch zwei Liechtensteiner Ärzte aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kurz vorzustellen: Wendelin Has- ler aus Ruggell und Mathäus Kaufmann aus Schaan. 547) Quaderer, S. 111 ff. 548) Schreiben Schlegels vom 28. Juli 1842, LLA RB 78/2. 549) Fürst Alois war schon auf den 28. Juli in Vaduz erwartet worden, traf dann aber erst am 30. Juli ein. Siehe Quaderer, S. Hl, Anm. 53. 550) LLA RB 73/45. 551) I.e. Siehe auch oben S. 51. 552) F. Tschugmell, Sehaaner Geschlechter, JbL 60, S. 105. Tschug- mell irrt sich mit der Angabe des Jahres 1850, denn Hannibal Sehlegel starb schon im Jahre 1846. 553) E. Bucher, Familienchronik Triesenberg, Band 7, S. 90. 554) I.e. 106
	        

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