Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER Physiognomik später international bekannt. Bei dem ebenfalls sehr bekannten Kliniker Prof. Schmiederer hatte schon 25 Jahre zuvor Gebhard Schädler Vorlesungen über Chirurgie und Medizin, verbunden mit praktischem Unterricht am Kran- kenbett gehört.528 Schlegel machte im Wintersemester 1824/25 ein Praktikum an der königl. Hebammenschule und Entbindungsanstalt in Würzburg. Dort besuchte er auch einen geburtshilflichen Operationskurs.529 Weitere Einzelheiten über Jos. Hannibal Schlegel während seiner Studienzeit, insbesondere Anhalts- punkte für eine Mitgliedschaft bei einer der Bur- schenschaften sind nicht bekannt. Am 31. Oktober 1825 wurde «Herr Franz Josef Hannibal Schlegel von Tresenbach (sie) im Fürsten- thum Liechtenstein zum Medicinae Doctor promo- viert», wie es im Promotionseintrag der Universität Freiburg heisst.530 Promotor war der Dekan der medizinischen Fakultät, Prof. Jos. Beck.531 Wie aus dem Doktordiplom532 hervorgeht, hatten die Prü- fungen am 22. und 24. Oktober stattgefunden. Sie waren in einen theoretischen und einen prakti- schen Teil am Krankenbett gegliedert. Am Schluss musste eine schriftliche Zusammenfassung über Symptome, Diagnosen, Prognosen und Therapie der am Krankenbett geprüften Fälle erstellt wer- den. Eine eigentliche schriftliche Dissertation mus- ste nicht eingereicht werden. Es ist wahrscheinlich, dass Schlegel nach erlangter Promotion schon im Jahre 1826 in Liechtenstein zu praktizieren begann. Im gleichen Jahr wurde er als Mitglied des Graubündner Ärztevereins aufgenom- men.533 Er trat dieser Vereinigung als drittes Mit- glied aus Liechtenstein nach Gebhard Schädler und Dr. Ludwig Grass bei. Am 8. Januar 1827 heiratete Dr. Schlegel mit Josefa Kupferschmied aus Freiburg,534 die er dort wohl schon als Student kennengelernt hatte. Am 18. No- vember 1828 kam ein Sohn, Karl Wilhelm, der spätere Arzt und Landesphysikus zur Welt. Getauft wurde Karl Wilhelm in Schaan, wo das Ehepaar zu dieser Zeit und bis 1830 wohnte. Der Vater Franz Josef Schlegel hatte ihnen dort sein Haus zur Verfügung gestellt. Doch die Praxis scheint ihm in 
den Anfangsjahren nicht allzuviel eingebracht zu haben, denn er bemühte sich in Schaan um Vergün- stigungen von Seiten der Gemeinde. Im Jahr 1830 stellte er bei der Gemeinde Schaan den Antrag, «entweder ihm den Genuss der sämtlichen Ge- meindsgerechtigkeiten» in Schaan zu gewähren, oder aber «die Freylassung von allen Gemeindsla- sten».535 Die Ablehnung von Seiten der Gemeinde Schaan war eindeutig: Dr. Schlegel sei «kein Ge- meindsbürger sondern nur ein zufälliger Innwoh- 512) 1. c. S. 86 und S. 90 ff. 513) Die Töchter heirateten in den «Löwen», Vaduz, den «Engel» in Nendeln und den «Engel» in Balzers. 514) LLA RB G7, siehe auch oben S. 38. 515) Rupert Quaderer, S. 86, 92, 97 ff, 102, E. Bucher, Chronik, S. 87 ff. 516) Pfarrer Zimmermann am 1. Dezember 1815 an das Oberamt. Quaderer, S. 136. 517) I.e. 518) Engelbert Bucher, Familienchronik, Band 7, S. 90 und LLA RB T2. 519) Matrikel des Gymnasiums Feldkirch, Stadtbibliothek Feldkirch. 520) «Censa» des Gymnasiums Feldkirch, 1817, 1818, 1819. 521) I.e. Klassenkameraden aus Liechtenstein waren Franz Jos. Matt aus Mauren und Jos. Anton Rheinberger aus Vaduz. 522) Das «Kriss'sche Stipendium». Abschrift LLA. 523) Matrikel der Universität Freiburg/Br. Universitäts-Archiv. 524) Robert Allgäuer, JbL 63, S. 19-28. 525) Gerhard Koller, Die badischen Hochschulen in Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Stuttgart 1987, S. 346 ff. 526) Die Professoren: Schmiederer, Schultgen, Baumgärtner, Nick, Welcker, Buchegger, Duttlinger, Schneller, Zell und Beck. 527) P. Diepgen, Geschichte der Medizin, Berlin 1959, II, S. 37. 528) Siehe auch oben S. 29 ff. 529) Dokumente darüber befinden sich im Besitz von K. A. Haas, Vaduz. 530) Promotionsliste. Archiv der Universität Freiburg/Br. 531) I.e. 532) LLA RC 2/20 (1827), Alte Abschrift. 533) Protokoll des ärztlichen Vereins in Graubünden, Archiv des Graubündner Ärztevereins, Staatsarchiv Chur. 534) E. Bucher, Familienchronik Triesenberg, Band 7, S. 97. 535) Protokoll vom 10. Februar 1830, LLA RC 14/2 (1830) 101
	        

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