Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

DAS HAUS LIECHTENSTEIN IN DER DEUTSCHEN LITERATUR / GRAHAM MARTIN ter. - Leider noch genug, rief Erpo: - Da sind ein- mahl die Lichtensteiner und ihr ganzer Anhang. Die Lichtensteiner! fiel der Alte ein. Ja die könnten uns zu schaffen machen. Sie haben viele und bedeu- tende Besitzungen. (2. Tl., S. 20) Im Zusammenhang mit der literarischen Gestalt Ru- dolfs von Habsburg erfährt das Haus Liechtenstein bei zwei Gelegenheiten besonderes Lob aus dem Mund des neuen Kaisers.1' Zum ersten ist dies der Fall im Schauspiel Rudolph von Habsburg des heute wenig bekannten Schriftstellers Friedrich August Clemens Werthes7, welches im Jahre 1785 im k.k. Nationaltheater (d.i. im nachmaligen Burgtheater) in Wien uraufgeführt wurde.s Werthes lässt Rudolf den Gesandten der Stadt Wien, Otto von Liechten- stein, mit folgenden Worten anreden: [...] Erwünschte Vorbedeutung Von Ostreichs Grösse, dass ein Lichtenstein Zu ihrem Bau den ersten Schlag gethan. (S. 17) (Weiteres zu diesem Stück siehe unter «Otto II.» im folgenden.) Ungemein besser bekannt als literarisches Werk ist König Ottokars Glück und Ende von Franz Grillpar- zer.'' Auch Grillparzer lässt Rudolf einen Liechten- steiner, diesmal Heinrich von Liechtenstein, einen österreichischen Ritter, mit lobenden Worten anre- den: /...] Sucht ich nach einem Schützer Für dies mein Haupt, ich wüsste keinen bessern Als einen Lichtenstein! (V, 2741-43) Im Gegensatz zu Werthes' Drama, das sang- und klanglos von der Bildfläche verschwand'", erfuhr Grillparzers Schauspiel nach seiner Uraufführung 1825 am Wiener Burgtheater zu verschiedenen Zeit- punkten unzählige weitere Inszenierungen im glei- chen Haus, ferner in anderen Kulturzentren des alten Kaiserreichs wie auch des ganzen deutschen Sprachraums. (Andere Aspekte dieses Stückes wer- den im folgenden unter «Heinrich I.» sowie «Hein- rich II.» betrachtet.) Diese Äusserungen des literarischen Rudolfs von Habsburg über das Haus Liechtenstein sagen die Rolle voraus, welche die Liechtensteiner im Laufe 
der Geschichte gegenüber dem österreichischen Herrscherhaus Habsburg tatsächlich spielten. Ob- wohl direkte Beziehungen der Schriftsteller Werthes und Grillparzer zum Haus Liechtenstein nicht be- kannt sind, ist es wahrscheinlich, dass sie jeweils durch die ruhmvollen Karrieren zweier zeitgenössi- scher Regenten des Fürstenhauses - im Falle Wert- hes': Fürst Josef Wenzel, im Falle Grillparzers: Fürst Johann I. - beeindruckt wurden. Bekannt ist, dass Fürst Johann L, in Anerkennung der Aufnahme Heinrichs von Liechtenstein als han- 2) Herausgegeben aus Anlass des fünfzigjährigen Regierungsjubi- läums Seiner Durchlaucht des Fürsten Johann II. von Liechtenstein von Franz Kraetzl, Brünn 1908. Aus Anlass des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Johanns IL erschien 1918 eine 2., erweiterte Ausgabe dieses Werkes. Wir zitieren hier jeweils aus der 1. Ausgabe. 3) Über die Identität dieses Johann Langer konnten wir nichts Be- stimmtes eruieren. Nach diversen biographischen und historischen Darstellungen kämen folgende Personen eventuell in Frage: Ein Jo- hann Langer (1793-1858) war Schriftsteller in Wien; ein anderer (geb. 1820) stammte aus der fürstl. liechtenst. Herrschaft Landskron, war eine Zeitlang fürstlicher Kanzlist in Vaduz, von wo er aber 1848 von der Bevölkerung an die Grenze gestellt wurde; ein dritter (1838-1910), ebenfalls aus dem Bezirk Landskron stammend, war Archivar und Chronist des Wiener Kriesgarchivs; ein vierter (1861-1950) studierte an der Lehrerbildungsanstalt der fürstl. liech- tenst. Stadt Troppau, wurde dann Lehrer in Wien. 4) S. 16-19. Hine Anmerkung (S. 77) verweist auf den Beitrag des Freiherrn von Hormayr (über die Geschichte des Hauses Liechten- stein) im «Taschenbuch für die vaterländische Geschichte» für 1822 (vgl. Anm. 25 unten). 5) Karoline Pichler. geborene von Greiner, 1769-1843, in Wien an- sässig. Hier benützte Ausgabe: C. Pichler. Sämmtliche Werke, verlegt bei Anton Pichler, Bde. 41-44, Wien 1831. 6) Eigentlich wurde Rudolf I. nie als Kaiser gekrönt, sein Titel blieb also Deutscher König. In den bekanntesten literarischen Darstellun- gen wird er allerdings immer als «Kaiser» vorgestellt. 7) F. A. C. Werthes, 1748-1817, eine Zeitlang in Pest tätig, dann in Stuttgart. 8) Bibliographischen Werken zufolge wurde das Stück zunächst 1775 in Wien veröffentlicht. Die uns bekannte, in der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindliche Ausgabe er- schien 1785 in Wien, verlegt bei Friedrich August Hartmann («... und zu finden beym Logenmeister beyder k. k. Theater»). 9) Franz Grillparzer, 1791-1872, in Wien tätig. 10) Zwischen April und Juni 1785 wurde das Stück viermal gespielt IBurgtheater 1776-1976, Wien o. J., Bd. 1, S. 40). 85
	        

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