Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

braune Wachsmasse geknetet und über den Lippen- rand des Glasbechers gedrückt worden ist (vgl. Abb. 4). An den Rand des runden Deckels gerückt hat der die Weihe zelebrierende Bischof das Reliqui- ar mit seinem roten Wachssiegel versehen. Es han- delt sich um das Rundsiegel des Churer Weihbi- schofs Stephanus Tschuggli, episcopus Bellinensis (vgl. Abb. 5). Der Wappenschild zeigt das persönliche Wappen des Weihbischofs, einen nach rechts gestreckten Arm mit der Hand im Segensgestus, überhöht von drei Sternen. Über dem Wappen sind die Mitra und der Bischofstab angeordnet. Die Umschrift lautet: STEFFANUS + EPISCOPUS + BELLENSIS. Das Wir- ken des wahrscheinlich aus Vorarlberg stammen- den Dominikaners ist von 1501 bis 1538 belegt.12 Im Glas befinden sich zwei Heiligenreliquien. Es handelt sich um in Stoffe eingewickelte und mit einem Faden verschnürte Knochenpartikel. Die eine Reliquie ist in purpurne Seide gehüllt und mit blau- em Faden umwickelt, die andere in rosa Seide und mit einem rosafarbenen Faden verschnürt (jeweils Seide in Leinenbindung). Weiter befindet sich eine Authentik, die Heilige Barbara bezeichnend, im Glas.11 Eine Konsekrationsurkunde fehlt (vgl. Abb. 6). Abb. 5: Rundsiegeldes Churer Weihbischofs Ste- phanus Tschuggli, 1501- 1538. Vergrösserung. (Ab- bildung: Paul Frick, LLM Vaduz) Abb. 6: Inhalt des Altarreli- quiars. Zwei in Stoffe ein- gewickelte und verschnür- te Knochenpartikel. Eine Authentik, die Heilige Bar- bara bezeichnend. Abbil- dung im MS 1:1. (Abbil- dung: Paul Frick, LLM Vaduz) 
12) Clavadetscher, Otto P., Die Weihbischöfe des Bistums Chur, in: Helvetia Sacra, I/Band 1, Seite 510. Meyer-Marthaler, E., Die Siegel der Bischöfe von Chur im Mittelalter, in: 74. Jahresbericht der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, 1945, Siegel Nr. 33. Das grosse Siegel von der Triesner Weiheurkunde (Abb. 7) ist auch abgebildet bei: Liesching, W P, Vogt, R, Die Siegel in den Archiven des Fürstentums Liechtenstein bis zum Jahre 1700, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Band 85, 1985, Nr. 85 auf Seite 104. Im Gegensatz zum Rundsiegel ist auf dem Wappenschild des grossen spitzovalen Siegels der Arm nicht nach rechts, sondern nach links gerichtet. 13) Pergamentstreifen: 31 mmx 6 mm. Aufschrift: «de s. Barbara». An beiden Enden des Pergaments weist je ein Loch daraufhin, dass der Streifen mit einem Faden an einer Reliquie («Stoffbeutelchen») befestigt war. AUTHENTIK = Dokument, welches die Echtheit von Reliquien ver- bürgt. Lexikon für Theologie und Kirche, Erster Band, Freiburg 1957, Seite 1126. 248
	        

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