Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

regelmässig Bericht über ihre Tätigkeit. Leider ist eine definitive rechtliche und organisatorische Rege- lung des Aufgabenbereichs durch die zuständigen staatlichen Behörden im Berichtsjahr nicht erfolgt. Der Verein hat dazu bereits im Frühjahr 1987 eine umfassende Stellungnahme und entsprechende Vor- schläge unterbreitet. Die derzeitige provisorische Regelung ist mit verschiedenen Unzulänglichkeiten und Problemen behaftet. Für archäologische Grabungen und Forschung stand 1988 ein Staatsbeitrag von Fr. 900000 - zur Verfügung. Dieser Kredit wurde ungefähr je zu einem Drittel für Arbeiten im Zusammenhang mit dem Wasserschaden von 1985, für die Auswertung von verschiedenen früheren Grabungen und für neue Grabungen, Sondierungen und Bauüberwa- chung verwendet. Die Ausgrabungen in der Kirche Mauren konnten 1988 abgeschlossen werden. Neben letzten Sondie- rungsarbeiten ausserhalb der Kirche und Feinabklä- rungen im Innern wurde die zeichnerische Doku- mentation überprüft und beendet. Die gesamte Gra- bungsfläche unterhalb der Kirche wurde in einem neu geschaffenen Raum zugänglich gemacht. Meh- rere öffentliche Führungen stiessen auf grosses In- teresse. Verschiedene Auswertungsarbeiten der Kir- chengrabung Mauren wurden eingeleitet und zum Teil bereits abgeschlossen. Erwähnt seien die Aus- wertung und Datierung der Friedhöfe, die systema- tische Erfassung und Ordnung der Ziegelfunde und die Untersuchung der Skelettfunde. Im Zuge der Bauüberwachung wurden 1988 die Aushubarbeiten zu 58 Neubauten genauer beobach- tet und 12 Sondierungen vor der eigentlichen Bautä- tigkeit durchgeführt. Die Sondierungen bei der Ma- rienkapelle in Triesen brachten keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Archäologische Abklärungen im Bereich des Bildstöckleins St. Wolfgang führten zur Freilegung der Fundamentreste der abgegange- nen Kapelle St. Wolfgang. Es wurden Teile des goti- schen polygonalen Chores und der nördlich ange- bauten Sakristei erfasst. Die Erbauung der geosteten Kapelle darf um 1500 unmittelbar nach dem Schwa- benkrieg angesetzt werden. Bauüberwachung und Sondierungen stiessen zumeist auf Verständnis der 
betroffenen Bauherrschaften und -behörden. In einigen Fällen wurden leider archäologische Befun- de zwar erkannt, aber nicht gemeldet und eigen- mächtig zerstört. An mehreren archäologischen Fundplätzen mussten bedauerlicherweise erneut Spuren von Raubgrabungen festgestellt werden. Der Vereinsvorstand ersuchte die Regierung, rechtliche und organisatorische Lücken eines umfassenden Schutzes des archäologischen Kulturgüterschutzes zu schliessen. Die Konservierungs- und Restaurierungstätigkeit des Labors war weniger auf die durch den Wasser- schaden von 1985 betroffenen Objekte als vielmehr auf die Funde der laufenden Grabungen orientiert. 30 vom Wasserschaden betroffene Bronzeobjekte vom Borscht wurden konserviert und neu dokumen- tiert. Aus der Maurer Grabung wurden rund 2000 Fundstücke bearbeitet. Auch für das Landesmu- seum wurden eine Reihe von Objekten konserviert. Sämtliche Feldzeichnungen und Pläne aus dem Ver- einsarchiv, die bis ins Jahr 1893 zurückreichen, wurden inventarisiert. Die Pläne wurden mikrover- filmt. Die Funde aus den Sondiergrabungen wurden laufend geordnet und inventarisiert. Die teilweise auswärts deponierten Grabungsdokumentationen und -materialien für den Zeitraum 1969-1985 wur- den zusammengetragen und mit deren Aufarbeitung begonnen. Eingesetzt hat auch die Anlage eines Fo- to- und Diainventars mittels EDV. Die nach dem Wasserschaden in den Zivilschutzräu- men des Liechtensteinischen Gymnasiums in der ehemaligen Textilfabrik Spoerry in Triesen zur Re- stauration und Inventarisation eingelagerten Kultur- güter wurden durch einen am 29. September 1988 ausgebrochenen Brand schwer getroffen und be- schädigt. Glückliche Umstände, das rasche und zweckmässige Eingreifen der Feuerwehr, aber auch der vorbildliche Einsatz des im archäologischen Dienst tätigen Personals verhinderten einen Total- schaden. Die Depoträume mussten eiligst geräumt werden. Die gesamten Dokumentationen, das ar- chäologische Fundgut, das volkskundliche Samm- lungsgut sowie die technischen Einrichtungen wur- den durch Rauchgase und aggressiven Russnieder- schlag stark in Mitleidenschaft gezogen. Die behelfs- 210
	        

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