Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

dem Rhythmus preist das Gedicht den Soldaten Josef Wenzel Liechtenstein. Als Kostprobe sei die erste Strophe hier wiedergegeben: Das war ein wackrer Reitersmann Vom kaiserlichen Heer, Der manchen kühnen Streich ersann Dem Feind zu Trutz und Wehr. Drum lob' ich diesen Helden mein Am allerliebsten schier: Dem Fürsten Wenzel Liechtenstein Und seine Kanonier. Viele Ruhmestaten aus Josef Wenzels militärischer Laufbahn werden hier angeführt: zunächst der frü- he Dienst unter Prinz Eugen gegen die Türken, so- wie in der Lombardei und gegen die Franzosen am Rhein. Seine hervorragende Rolle beim Artillerie- wesen wird betont: Das war ein rechter General, Verstand sich auf Geschütz Auch seinem grössten militärischen Erfolg, dem Sieg über die Franzosen an der Schlacht bei Piacen- za (1746) wird eine Strophe gewidmet. Die Bewun- derung König Friedrichs (des Grossen) von Preussen für Josef Wenzels artilleristisches Geschick wird erwähnt. Letztlich wird seine Munifizenz angespro- chen: Mit vollen Händen gab er gern; Galt's der Artillerie; Für seinen kaiserlichen Herrn Spart Gut und Blut er nie. Fürst Josef Wenzel trat auch als Diplomat in kaiser- lichen Diensten hervor. Bekannt sind seine prunk- haften Auftritte als kaiserlicher Botschafter in Paris (1738) und später als Sonderbeauftragter der Kaise- rin Maria Theresia bei der Einholung der Prinzessin Isabella von Parma als Braut des Erzherzogs Josef (1760). Die Luxusausstattung der Equipagen (unter ihnen der noch heute erhaltene «Goldene Wagen») und Livreen wurde 1738 in Paris geschaffen und über zwanzig Jahre später, nach einer eingehenden Renovierung, wieder verwendet.63 Zum letzten Mal benutzte sie Fürst Josef Wenzel als kaiserlicher Prinzipal-Kommissär anlässlich der Krönung Erz-herzogs 
Josef zum Römischen König im Jahre 1764 in Frankfurt am Main. Der 15jährige Johann Wolf- gang Goethe war dabei und ergötzte sich am präch- tigen Schauspiel. In seinen fast ein halbes Jahrhun- dert später (1811) veröffentlichten Erinnerungen, Dichtung und Wahrheit, berichtet Goethe:64 /...] so bewunderten wir nachher die Ankunft der kaiserlichen Commissarien und deren Auffahrt, ebenfalls auf den Römer, welche mit grossem Pomp geschah. Die würdige Persönlichkeit des Fürsten von Lichtenstein machte einen guten Eindruck; f.. J6S Leider wurde der positive Eindruck durch abschät- zige Bemerkungen anderer Zuschauer etwas ge- schmälert, denn die Passage fährt weiter: doch wollten Kenner behaupten, die prächtigen Liv- reen seien schon einmal bei einer andern Gelegen- heit gebraucht worden [...] Fürst Josef Wenzel war auch ein bedeutender Sammler und Mäzen in künstlerischen Bereichen. Der fürstliche Bibliothekar Hanns Bohatta berichtet in seinem Aufsatz «Fürst Wenzel von Liechtenstein und sein Verhältnis zu den Büchern»66, dass Josef Wenzel den schriftstellerischen Weg des berühmten «Literaturpapstes» Johann Christoph Gottsched67 in Wien gefördert habe. Ein Exemplar von Gottscheds Werk Singularia Vindobonensia (1750), mit hand- schriftlicher Widmung an den Fürsten befindet sich in der fürstlichen Bibliothek. Dieses Werk enthält einen Reisebericht aus dem Jahr 1749, in dem Gott- sched einen Besuch in Wien beschreibt. Unter lo- benden Bemerkungen über die öffentlichen und pri- vaten Bibliotheken der kaiserlichen Residenz schreibt er: Was soll ich von der grossen Menge der Bücher des Fürsten Liechtenstein erzählen, der mir nicht nur die Bibliothek, sondern auch die ausgezeichnete, enorme Bildersammlung in allen Räumen seines grossen und fast königlichen Palastes zu sehn und zu gemessen gestattete?6" Die ausführlichste literarische Darstellung Fürst Josef Wenzels geschah in einem Theaterstück, wel- ches allerdings nicht ihn selber als Zentralfigur hat, 104
	        

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