Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

DAS HAUS LIECHTENSTEIN IN DER DEUTSCHEN LITERATUR / GRAHAM MARTIN Fürst Maximilian 1578-1643 Der mittlere Bruder, Maximilian (Reichsfürst 1623), kommt in allgemeinen Geschichtsdarstellungen und entsprechend auch in der Belletristik nicht so stark zum Vorschein wie die anderen beiden. In jeglicher Hinsicht sticht Maximilian, im Gegen- satz zu Karl und Gundaker, als Militär hervor. In Döblins Wallenstein-Roman werden «die Truppen des Max Liechtenstein» neben denjenigen Wallen- steins in Mähren erwähnt (S. 239). Sowohl dort (S. 315) als auch in Schreyvogls Roman Der Fried- länder (S. 83) ist vom Regiment Liechtenstein neben jenem des spanischen Generals Don Balthasar Mar- radas die Rede. 
Fürst Gundaker 1580-1658 Das jüngste Glied in der fürstlichen Trias, Gundaker (Reichsfürst 1623), machte eine Karriere, die gewis- se gemeinsame oder mindestens ähnliche Züge wie die des Seniors Karl aufweist. Im allgemeinen zeich- nete sich Karl als selbständiger Staatsmann aus, während Gundaker mehr als nebengeordneter Ver- walter und Diplomat fungierte, beide aber hatten im Laufe ihrer Lebenszeit eine ganze Reihe von hohen politischen Ämtern und Hofchargen inne. Karl war seinerzeit Landeshauptmann in Mähren und Gunda- ker Landeshauptmann in Oberösterreich; Karl war Präsident der Exekutionskommission gegen die Re- bellen in Böhmen, und Gundaker hatte die gleiche Funktion in bezug auf die Rebellen in Oberöster- reich; Karl war Obersthofmeister unter Kaiser Ru- dolf IL, Gundaker hatte das gleiche Amt unter den Kaisern Ferdinand II. und Ferdinand III. inne. Karl agierte neben Wallenstein anfangs der zwanziger Jahre des siebzehnten Jahrhunderts in Prag; Gun- daker agierte gegen Wallenstein anfangs der dreissi- ger Jahre von Wien aus. In literarischer Hinsicht ist Gundaker eine viel schattenhaftere Figur als Karl. Er war anscheinend auch eine ungemein sympathischere Persönlichkeit, und als solche sagt er offensichtlich den Literaten nicht so sehr zu, denn ein Bösewicht, ein Machtbe- sessener oder ein Exzentriker bietet zweifellos einen interessanteren literarischen Charakter als ein tüch- tiger oder integrer Mensch! Ein literarischer Auftritt Gundakers von Liechten- stein unter seinem vollen Namen ist uns nicht be- kannt. Ricarda Huch aber beschreibt in ihrem Ro- man Der grosse Krieg in Deutschland (siehe oben, unter «Fürst Karl») eine wichtige diplomatische Mis- sion, die der historische Gundaker von Liechtenstein im Jahre 1619 für den Erzherzog Ferdinand von Österreich (der bald Kaiser Ferdinand II. werden sollte) ausführte: Sowie Matthias im März, mitten aus den vergebli- chen Versöhnungsversuchen mit den Böhmen her- aus, gestorben war, schickte er [Ferdinand] einen seiner vertrautesten Diener, den Liechtenstein, nach Bayern und an die geistlichen Höfe, um für ihn [zur Kaiserwahl] zu werben. (S. 252) 101
	        

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