Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

Christoph I. URK. 1350-1411/13 tretern des Volks zusammen. Er wird von einem Mann angesprochen, der sich und sein Anliegen mit folgenden Worten vorstellt: Ottokar von Hornek, Dienstmann Des edlen Ritters Ott von Lichtenstein, Den König Ottokar, samt anderen Landherrn, Ohn Recht und Urteil hält in enger Haft. 0 nehmt Euch sein, nehmt Euch des Landes an! Er ist ein guter Herr, es ist ein gutes Land, Wohl wert, dass sich ein Fürst sein unterwinde.' (1666-72) Diese Figur stellt den Verfasser der österreichischen Reimchronik dar46, welche Grillparzer als Haupt- quelle für sein Drama benützte. Geschichtlich war Ottokar aus der Geul (früher als «von Horneck» bekannt) in der Tat ein Dienstmann Ottos II. von Liechtenstein. 
Ein Urenkel Heinrichs II. war Christoph I. Er hatte eine abenteuerliche Laufbahn als Krieger und war eine Zeitlang in fremden Diensten tätig. Aus Grün- den, die von den Chronisten nicht klar dargelegt werden, hatte er sich als einfacher Reisiger verklei- det und kämpfte an der Seite des Connetables Bert- rand du Guesclin für König Karl V. von Frankreich gegen die englischen Truppen Eduards III. In einer Schlacht an unbenanntem Ort schienen die Englän- der die Oberhand gewonnen zu haben, als es Chri- stoph gelang, durch sein heldenhaftes Beispiel eine Wende im Kampf zu erwirken; dank dieser durften die Franzosen doch den Sieg davontragen. Der fran- zösische König, der den unbekannten Helden beloh- nen wollte, fragte diesen nach seinem Namen, die- ser weigerte sich aber, seine Identität preiszugeben. Durch eine List entdeckte man das Geheimnis: Das Gepäck des fremden Reiters wurde durchsucht, man fand einen kostbaren Gegenstand mit dem Wappen der Liechtensteiner, und der bescheidene Held be- kannte sich darauf zu seiner Identität. Diese Geschichte wurde im schon erwähnten Gedicht «Romanzen vom unbekannten Ritter» von Josef Christian von Zedlitz (1825 veröffentlicht) verwertet (siehe Abschnitt «Das Geschlecht Liechtenstein»). In den ersten fünf Strophen wird die Schlacht und die Begegnung Christophs mit «König Carol» geschil- dert. Christoph (der in diesem Gedicht nicht nament- lich genannt wird) wird vom Dichter als «der Tapf- re», «der muth'ge Krieger» und «der löwenkühne Mann»47 bezeichnet. Die dramatische Lüftung der Identität des Helden - ein Höhepunkt in der Struktur des Gedichts - geschieht in der fünften Strophe: Der alte, vielgereiste Herzog von Nemours erkennt das liechtensteinische Wappen;4" nachdem er die oben zitierten Worte über die Burg und das Geschlecht Liechtenstein ausgesprochen hat, sagt er: Gepriesen in allen Landen ist jener Heldenreih'n; Der Tapfre, der hier stehet, - es ist - ein Liechten- stein! Im Stammbaum des Hauses Liechtenstein bildet der Zweig des sagenumwobenen Helden Christoph I. eine Sackgasse, da keine Nachkommenschaft von ihm herrührt. 96
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.