Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1987) (87)

«Als österreichischer kommandierender General hatte Liechtenstein im dortigen Lobkowiczschloß sein Hauptquartier aufgeschlagen. Zwi- schen Bilin, Dux und Teplitz zog er unvermutet während des Waffen- stillstandes jene Truppen zusammen, mit denen er dann nach dem 12. August 1812 gegen Napoleon losschlug.» Goethe nahm an einer Feldübung teil, die er naiv in seinem Tagebuch als «Lustmanöver» bezeichnete, obgleich es schon um die Vorbereitung des Endkampfes ging - Moritz sollte seine Einheiten schließlich in die Völkerschlacht bei Leipzig führen.88 Als Goethe heimreiste, standen die Zeiten im Zeichen des Mars. Von dem Bruder der Prinzen Moritz und Alois und der Gräfin Har- rach, dem Prinzen Josef Wenzel, Goethes römischem Protektor, war freilich keine Rede mehr. Hatte ihn Goethe vergessen, oder war die unliebsame Geschichte von Josef Wenzels Entfernung aus Rom im Wege, oder fanden die Gespräche nur keinen Niederschlag in den Aufzeichnungen Goethes und seiner Freunde? Wir wissen es nicht. Die nächste und letzte Begegnung im Oktober 1813 erfolgte dann unter ganz anderen Umständen - nach der Völkerschlacht bei Leipzig, an der die Brüder Moritz und Alois Gonzaga Liechtenstein mit großer Aus- zeichnung mitgefochten hatten, rückten die vormarschierenden öster- reichischen Truppen in Weimar ein, nachdem die Stadt am 21. Okto- ber 1813 von Kosaken eingenommen worden war. Der Kosakenoberst- leutnant von Bock hatte Goethe eine Schildwache gestellt; ein versuch- ter Überfall der Franzosen auf Weimar mißlang.89 Bei Goethe quartierte sich am 23. Oktober der k.k. General Graf Hieronymus Colloredo, Kommandeur des I. österreichischen Armee- corps, auch eine Karlsbader Bekanntschaft, ein - Colloredo hielt auf Goethes Kosten an jenen drei Tagen mit 24 Offizieren Tafel. Als Goethes Frau die Ausgaben vorrechnete, warf ihr der Colloredosche Koch noch Geiz vor. Als der General den Orden der Ehrenlegion an Goethes Brust rügte, meinte der Dichter: «Soll man einen Orden, den der Kaiser selbst überreichte, ablegen, wenn dieser die Schlacht verlo- ren hat?»9" Offenbar hatte Goethe beim Einmarsch der Kosaken und beim Über- fall der Franzosen bange Zeiten überstehen müssen: «Wir hatten von der rohen losgelassenen Gewalt alles zu fürchten und vieles zu ertragen und in acht und vierzig Stunden die ganze Stufenleiter vom schrecklich- sten bis zum gemeinsten durchgeduldet.» Offenbar war Goethe froh 66
	        

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