Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1987) (87)

Fürsten Josef Wenzel und Franz Josef I. in Felsberg (Valtice) und Eisgrub (Lednice), stand die Familie in besten Beziehungen. Eleonore war oft von ihrem Mann getrennt und korrespondierte eifrig, besonders mit der Schwester und mit der ihr freundschaftlich verbun- denen Erzherzogin Marie Christine, der Statthalterin der Niederlande. Daraus konnte Adam Wolf das Material für seine hübsche Biographie schöpfen. Seit 1770 bildete sie mit den Fürstinnen Marie Josepha Clary und Marie Sidonie Kinsky, der Schwägerin Fürstin Leopoldine von Liechtenstein und der Schwester Eleonore Gräfin, später Fürstin Kau- nitz, den Kreis der fünf Fürstinnen, mit denen Kaiser Josef II. einen engen Umgang pflegte.5" Die beiden Schwägerinnen Liechtenstein wurden als die «Franzin» und die «Karlin» bezeichnet. Die geistvolle und schöne Eleonore genoß dabei die besondere Gunst Josef II. - in der Gesellschaft war sie es, die den Ton angab. Die anfangs große Begeisterung des Kaisers vermochte die verheiratete Frau bald in sehr freundschaftliche Bahnen zu lenken. Das Verhältnis blieb unbelastet, obgleich Eleonore der Reformpolitik Josefs äußerst skeptisch gegen- überstand und die Reserven von Adel und Geistlichkeit teilte; auch zu den Ideen der Aufklärung hielt sie Distanz. Der Kreis verlor seine Bedeutung, als Josef II. 1790 starb - Eleonore verfolgte die politische Entwicklung weiterhin mit großem Interesse. Sie erlebte noch die napoleonischen Kriege und verstarb 1812. Es war also ein interessantes und geistig bewegtes Elternhaus, in dem Fürst Josef Wenzel, der Zweitälteste Sohn, und seine Brüder ihre Jugend verbrachten. Eleonore hat es mit ihren Kindern nicht leicht gehabt. Nach dem Tode ihres Mannes hielt sie besonders enge Bezie- hungen zu ihrer Tochter Josepha, die 1782 den Grafen Johann Ernst Harrach geheiratet hatte, jene Gräfin Harrach, der Goethe 1786 in Karlsbad begegnet war. Josepha war eine gute Sängerin und Freundin der deutschen Literatur, eine Begeisterung, die die Mutter nicht teilte. Die fünf überlebenden Söhne (ein Sohn war klein gestorben) Karl (1765-1795), Josef Wenzel (1767-1842), Moritz Josef (1775-1819), Franz Alois Krispin (1776-1794) und Alois Gonzaga Josef (1780—1833) hingen eng zusammen. Aber der Mutter schienen sie zu wenig fromm. Sie waren mehr vom josephinischen Geist des Vaters als von den Vorstellungen der Mutter erfaßt. Aber sie hielt sie für «Voll- blutwiener».57 Unter ihnen war Josef Wenzel frühzeitig zur geistlichen Laufbahn bestimmt, wohl der temperamentvollste der Brüder. Noch 55
	        

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