Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1987) (87)

Kardinal Hrzan berichtete weiter, daß Goethe «von gedachten jungen Herrn Fürsten in die hiesige Arkadische Versammlung eingeführt und als Mitglied unter dem Namen Megallio aklamiert wurde, von welcher Zeit an er sich auch Herr Göthe oder Herr Geheimer Rath nennen ließ».31 Auch Goethe selbst schilderte den Vorgang. Er sei am 4. Januar 1787 «zum Pastore dell' Arcadia ausgerufen worden, als ich heut in diese Gesellschaft kam. Vergebens habe ich diese Ehre abzu- halten gesucht, weil ich mich nicht öffentlich bekennen will . . . Ich erhielt den Namen Megalio (Melprimio) per causa della grandezza oder grandiositä delle mei opere».32 Der Kustode, Abbate Giachino Pizzi33, rief mehrere Personen auf, die Goethe teils in Versen, teils in Prosa lobten - dann hielt der Abbate selbst die Preisrede, die mit dem Inhalt des Diploms identisch war, das Goethe überreicht wurde.34 Goethe selbst bewertete diese «päpstliche Schäfergesellschaft» nicht zu hoch, die ihr Domizil im Archiv in der Via Arcione, nahe der Fontana di Trevi, hatte - Hrzan benützte offensichtlich die Arcadia, die eng mit dem römischen Hof verbunden war, als Nachrichtenquelle. Friedrich Noack, einst der beste Kenner der Deutschen in Rom, hat herausge- stellt, daß die Zuwahl Goethes wohl entscheidend auf den jungen Prinzen Liechtenstein zurückzuführen war.35 Der Dichter sei damals in Italien noch nicht so bekannt gewesen, daß die 1690 gegründete Päpstliche Gesellschaft von selbst auf ihn gekommen wäre - von seinen großen Werken existierten damals erst der «Werther» und der «Götz»; nur der erstere war ins Italienische übersetzt. Noack machte überdies klar, daß Goethes Werke eher gegen die Einführung in eine päpstliche Dichterakademie gesprochen hätten, in der «Kardinäle, Monsignori und Abbaten das große Wort führten, wo man auf Weihnachten hintereinander ein Dutzend Sonette auf die Geburt des Heilands und zu Ostern ein Dutzend auf die Auferstehung mit Andacht und Beifall anzuhören pflegte».36 Ganz so scharf wird man den Gegensatz jedoch nicht sehen dürfen, weil Goethe ja durchaus an Einblicken in den Katholizismus interessiert war. Von dem von Noack angenommenen Mißtrauen Hrzans gegen Goethe ist ebenfalls nichts zu spüren - der Kardinal war ja selbst ein entschiedener Aufklärer.37 Mit Händen zu greifen ist jedoch die Schlüsselrolle des Prinzen Liech- tenstein für die Aufnahme Goethes. Der Prinz selbst war bereits am 5. Mai 1785 wegen seiner Verbindung zur Dichtkunst zum Pastor Arcadicus ernannt worden.38 Ohne Frage bedeutete die Aufnahme in 47
	        

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