Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

Diese Schutzfunktion ist dort besonders ausgeprägt, wo auf dem Siegel der Patron eines Klosters, eines Landes oder eines Ortes gezeigt wird. Der Patron übernahm hier gleichsam die Rolle eines Herrn: Er übernahm nicht nur den Schutz über solche Institutionen, sondern ihm waren auch Altäre und fromme Stiftungen geweiht. Der Patron fungierte hier - modern ausgedrückt - als «juristische Person».57 Die beiden Konventssiegel von St.Luzi (Nr. 137 und 138) zeigen den hl. Luzius - das erste Mal thronend, das zweite Mal stehend - mit seinen charakteristischen Attributen (Krone, Reichsapfel und Szepter bzw. Wanderstab). In ähnlicher Weise wird der hl. Fridolin auf dem Siegel des Landes Glarus dargestellt (Nr. 269): als Mönch mit einer umgehängten Tasche, in der Rechten einen Pilgerstab und in der Linken ein Evangelienbuch. Die Art der Darstellung vieler Patrone lässt eine Verwandschaft mit Porträtsiegeln erkennen. Die übrigen Heiligen, die als Patrone auf Siegeln dargestellt werden, können hier lediglich aufgezählt werden: der hl. Georg (Guillelmus Ada, Nr. 108; Grauer Bund, Nr. 266), der hl. Petrus (Gentiiis d'Ajello, Nr. 114), die hl. Hildegard (Kempten, Nr. 120 -122). Die Siegel des Dominikanerkonvents St. Nicolai in Chur und des Klosters St. Johann im Thurtal gehen über die blosse Darstellung der Heiligen hinaus, indem sie Bezug auf die Heiligenlegenden nehmen: Der hl. Nikolaus, Schutzpatron der Jungfrauen, Schüler und zahlrei- cher Berufsleute, ist bekannt für seine Wohltätigkeit. Nach einer Legende wollte ein verarmter Edelmann seine drei Töchter verheira- ten, hatte aber kein Geld für ihre Mitgift. Da schickte er sie in ein Freudenhaus, wo sie mit ihrem Dirnenlohn ihre Aussteuer verdienen sollten. Als Nikolaus dies erfuhr, warf er nachts drei Beutel mit Goldstücken durch das Fenster der Jungfrauen, die sich darauf ehrbar verehelichen konnten. Das Siegel des Dominikanerkonvents St. Nicolai (Nr. 139) zeigt den hl. Nikolaus als Bischof, wie er drei Beutel in ein Gebäude wirft. Das Siegel des Klosters St.Johann im Thurtal (Nr. 140) nimmt Bezug auf eine Gallus-Legende: Danach wollte ein Bär dem frommen Einsiedler die Mahlzeit wegfressen, doch dieser befahl ihm, Brennholz 57 Diederich, Städtesiegel. S. 98. 57
	        

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