Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

5.2. PORTRÄTSIEGEL Porträtsiegel zeigen das Bildnis des Siegelführers. Dass es sich um diesen handelt, geht einmal aus der Siegelumschrift hervor, die das Siegel als persönliches ausweist, andererseits aber auch aus der Darstellung selbst, die den Siegelführer durch die Zeichen seiner Ämter und Würden erkennbar macht. Porträtsiegel sind beim hohen Adel und bei hohen geistlichen Würdenträgern bis ins 15. Jahrhundert zu finden und müssen dann neuen Siegelbildern weichen. In unserer Sammlung sind lediglich Porträtsiegel von Bischöfen und Kardinälen vorhanden. Diese werden-von vorn-im Pontifialge- wand und mit Mitra dargestellt, in der einen Hand halten sie den Stab, in der andern ein Evangelienbuch oder dann haben sie diese zum Segen erhoben. Die ältesten Porträtsiegel zeigen einen stehenden Bischof ohne jeden Hintergrund (Standbilder, Nr. 102 - 106). Wie Kaiser und Könige verwendeten die Bischöfe später häufig Thronsiegel: Symboli- sierte der Thron, auf dem der Siegelführer mit seinen Insignien sitzend dargestellt wird, bei den weltlichen Herrschern die irdische Macht, so wird er hier zum Symbol der bischöflichen Macht. Der bischöfliche Thron ist ein Abbild des göttlichen Throns (Dietrich von Segni Nr. 82). Im Spätmittelalter sind dann immer häufiger Baldachine zu finden, die aus gotischen Elementen zusammengesetzt sind. Die Funktion eines Baldachins bestand darin, einen besonderen Raum zu schaffen, der sich durch seine Würde abhob. Bei den Siegeln mit Porträts von Bischöfen symbolisierte dieser Raum die Kirche.54 Die Bischöfe, die in diesem Raum stehen, werden damit auszeichnet. Seit dem 14. Jahrhundert liessen sich die Bischöfe auf ihren Siegeln häufig nur mehr als Nebenfiguren darstellen. Das Siegel wurde durch Architekturelemente in mehrere Flächen aufgeteilt: Zuoberst wurde als Hauptfigur ein Heiliger plaziert, darunter der Bischof - meist seitlich gewendet und in anbetender Stellung. Der Bischof schaut meist ehrfürchtig nach oben, wodurch eine tiefe Frömmigkeit ausgedrückt wurde. Diese Siegel vereinigen Elemente der Porträtsiegel 54 Lexikon der christlichen Ikonographie, l. Bd., Sp. 182, 239, 240. 55
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.