Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

Die Wappensiegel sind der mit grossem Abstand am häufigsten vorkommende Siegeltyp. Dies ist auf einen «Siegeszug» der Heraldik im Siegelwesen zurückzuführen: Seit dem 13. Jahrhundert verwende- ten die Adligen fast ausschliesslich ihre Familienwappen für die Gestaltung der Siegelbilder. Die Bürgerlichen und Bauern ahmten die Adligen nach, sobald es ihnen gestattet war, selber zu siegeln. Bei den christlichen Würdenträgern und Institutionen sowie bei den Städten herrschten bis ins Spätmittelalter andere Motive vor, ab dem 16. Jahrhundert dienten dann auch hier am häufigsten Wappen als Vorlage für die Siegelbilder. 5.1. WAPPENSIEGEL Bis ins 13. Jahrhundert bevorzugte der hohe Adel Reitersiegel, die den Siegelinhaber zu Pferd zeigen. Am linken Arm hielt er den Schild, dessen Fläche voll sichtbar war, auf dem Kopf trug er Helm und Helmzier. Aus diesem Vorbild heraus entwickelte sich das Wappensie- gel, das entweder nur einen Wappenschild oder ein Vollwappen (mit Helm, Helmzier und Helmdecken) zeigt. Ein Siegel, das noch deutlich in dieser Übergangszeit steht, ist das Siegel von Rudolf V. aus dem Jahre 1387: Der Schild ist hier noch wie bei den Reitersiegeln schräg gestellt. Helm und Helmzier sind im Profil dargestellt, während bei späteren Siegeln der Schild meist senkrecht steht und der Helm frontal abgebildet ist. Wappen und Siegel dienten ursprünglich völlig verschiedenen Zwecken: Siegel waren, wie bereits erwähnt, Beglaubigungs- und Verschlussmittel und wurden als solche bereits in den orientalischen Frühkulturen verwendet. Wappen hingegen sind erst seit dem 12. Jahrhundert bekannt: Als im Mittelalter Rüstungen aufkamen, die auch den Kopf des Kriegers durch einen Helm schützten, konnten Freund und Feind im Kampfgetümmel nicht mehr unterscheiden werden. Aus diesem Grunde wurden auf dem Helm und dem Schild gut sichtbare militärische Erkennungszeichen angebracht, die man als Wappen (von wapen = Waffen) bezeichnete. Aus diesen farbigen, ursprünglich sehr einfach gestalteten Erkennungszeichen entwickel- ten sich im Hoch- und Spätmittelalter die Wappen als Herrschafts-, Besitz- und Hoheitszeichen. Diese Zeichen (lateinisch signum, im Diminutiv sigillum) eigneten sich hervorragend, um auch auf dem 45
	        

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