Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

Zum Abschluss meiner Ausführungen sei mir die Frage gestattet, was wäre gewesen, wäre das Projekt geglückt und es wäre die Absicht des Papstes, als Souverän der italienischen Regierung gegenüberzutre- ten und bei den Friedensverhandlungen in ebensolcher Position gute Dienste leisten zu können, aufgegangen? Wenngleich diese Frage unbeantwortbar ist, lässt sich doch diese eine These aufstellen, nämlich: Die Position Pius' XI. dem Duce Benito Mussolini gegen- über wäre wahrscheinlich eine günstigere gewesen. ANMERKUNGEN 1 Zu Pälffy: F. Engel-Janosi, Österreich und der Vatikan 1846-1918, 2. Bd.: Die Pontifikate Pius X. und Benedikts XV. (1903-1918). (Graz-Wien-Köln 1960). 2 Zu Buriän: ÖBL 1 (1957), S. 129. 3 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Politische Abteilung, Karton XI/274 künftig: (HHStA, PA XI/274), fol. 114r u. v. 4 Vgl. hierzu vor allem F. Ehrle. der den damaligen Diskussionsstand mit entspre- chenden Literaturhinweisen in seiner Abhandlung zusammenfasste: Benedikt XV. und die Lösung der römischen Frage, in : StdZ 91 (1916), S. 505- 535. 5 Zu Schönburg-Hartenstein: A. Hudal, Die österreichische Vatikanbotschaft 1806-1918 (München 1952). S. 274- 314. 6 HHStA, PA XI/274, fol. 148 r- 151 r. 7 Zu Gerlach, der eine höchst unterschiedliche Beurteilung gefunden hat, auf dessen Glaubwürdigkeit aber das in Rede stehende Projekt weitestgehend ruht: Der k. und k. Botschafter beim Hl. Stuhl Fürst Schönburg-Hartenstein wusste am I. Mai 1916 nach Wien zu berichten: «... Hierher gehört auch, was ich über die in letzter Zeit sich ab und zu anscheinend doch etwas schwierig gestaltende Stellung des Geheimsekretärs des Papstes reichsdeutscher Staatsangehörigkeit, Monsignore von Gerlach, erfuhr. Dieser junge Prälat verdankt seine besondere Vertrauensstellung, wie ich glaube, in erster Linie seinem einfachen und offenen Wesen, welches sich der komplizierten Natur des Papstes vielleicht eben durch eine gewisse naive Geradheit am besten anzupassen weiss. (Bekanntlich hat denn auch der Papst mit viel Energie durchgesetzt, dass Sein deutscher Geheimkämme- rer auch nach Ausbruch des Krieges mit Italien im Vatikan und in Seiner unmittelbaren Umgebung bleibe.) Es scheint nun den beiden reichsdeutschen Vertretern in Lugano aufgefallen zu sein, dass sich die Korrespondenz mit Gerlach in der letzten Zeit schwieriger gestaltet hat.» HHStAS. PA XI/255, fol. 28r. Vgl. dazu F. Engel-Janosi (Anm. 1), S. 271. Ungebührlich abschätzig scheint wohl Hudal (Anm. 4), S. 299 zu urteilen: Nach Hudal war Gerlach ein Agent oder Förderer des Spionagedienstes, der, aus Baden-Baden stammend, nach Rom gewandert war, «wo er in eine Akademie eintrat und versuchte, sich das Vertrauen höchster Kreise zu erschleichen, während er für seine eigentlichen Zwecke Kammerdiener in den verschiedenen Salons heranzog.» Nach Epstein, für den es gar keinen Zweifel gibt, dass Gerlach ein besonderes Vertrauensverhältnis zum 247
	        

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