Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

3. Die Teilnahme des Hl. Stuhles an den dem Weltkrieg folgenden Friedensverhandlungen wären mit einem Mal gesichert und der Papst könnte als Souverän seine guten Dienste im Ringen um einen gerechten Frieden anbieten. Bzgl. der Familie des Fürsten von Liechtenstein Hess man Erzberger wissen, sie würde «als erbliche Reichsverweser ernannt werden» und der Reichsverweser würde «in der Kirche den Rang wie ein Cardinalbischof erhalten».31 Höchstes Lob und Anerkennung erfuhr Erzberger am Ende dieses aufschlussreichen Briefes: «Der ganze Gedankengang, welcher zu diesem Projekt führte, hat ausserordent- lich gefallen, sowohl S.[eine] H.[eiligkeit] als auch C.[ardinal] G.[asparri].» erklärten übereinstimmend, die anderen bisherigen Pro- jekte zur Lösung der Römischen Frage wären alles blosse «Phanta- sierereien gewesen, diesmal aber ein positives und durchführbares Projekt». Mit grösstem Nachdruck, ja Penetranz wurde Erzberger im selben Brief darauf verwiesen, dass das Gelingen dieses vorzüglichen Projektes praktisch ausschliesslich von der Haltung des Hauses Liechtenstein abhänge. Er möge endlich mitteilen: «Wie stellt sich der Fürst Liechtenstein] und seine Familie zur Abtretung?» Er möge ferner erkunden, wie sich die österreichische Regierung hierzu stelle und ob man «auf die Unterstützung der deutschen Reichsleitung rechnen» könne. Erzberger solle stets wissen und bedenken, dass der Hl. Stuhl von sich aus keinerlei Initiativen ergreifen und Aktivitäten setzen werde, «da die Sache das Aussehen eines freiwilligen Geschen- kes aus Liebe zur Kirche haben muss».32 Sollte der Fürst und die Familie sich mit dem Projekt einverstanden erklären, worauf man in der Kurie offensichtlich allen Ernstes hoffte, dann müsse Erzberger «mit dem Fürsten und Cardinal von Wien zusammen einen Vertrag entwerfen [Abtretungsformel]» und diesen, «d.h. den vom Fürsten und seinem Hause schon approbierten Vertrag, in Grundzügen» sofort an Gerlach senden. Er würde genau überprüft werden. Habe ihn auch der Hl. Stuhl gebilligt, «dann kann man», lauteten die sehr konkreten weiteren Vorstellungen und Pläne im Vatikan, «eine Zusammenkunft in Deutschland oder Österreich vereinbaren, wo die Sache definitiv feierlich beiderseitig gezeichnet würde und dann veröffentlicht (wenn natürlich der Vertrag schon unterzeichnet und die Abtretung schon perfekt ist). Der Legat S.[einer] H.[eiligkeif] würde dann vom Lande 239
	        

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