Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

historischer Sicht zu bedauern, da sich so manche kunstgeschichtli- chen Entwicklungen nicht im Detail nachweisen lassen. Auffällig ist der hohe Anteil an «ausländischen» Siegeln, nur ein verhältnismässig kleiner Teil der Siegel stammt von Liechtensteiner Bürgern. Dies weist auf den grossen Grad der Fremdbestimmung in der Geschichte unseres Landes hin: In politischer Hinsicht waren die beiden Herrschaften Vaduz und Schellenberg seit dem Schwabenkrieg ganz auf das Alte Deutsche Reich, im engeren Bereich auf Vorarlberg und Süddeutschland ausgerichtet. Die Grafen von Sulz und Hohen- ems rekrutierten ihre Beamten nicht aus Liechtenstein, sondern aus diesen Gebieten. Der hohe Anteil von deutschen Siegeln Ende des 17. Jahrhunderts erklärt sich unter anderem dadurch, dass Vaduz und Schellenberg unter kaiserliche Zwangsadministration gestellt wurden und der Fürstabt von Kempten, Rupert von Bodman, zum Rechten sehen sollte. Siegel von Schweizer Adligen und Bürgern sind in unsern Archiven vor allem dann zu finden, wenn diese als Landvögte der benachbarten Herrschaften Werdenberg und Sargans Verträge zu besiegeln hatten. Eine ganz andere Situation spiegeln die kirchlichen Siegel wider: Hier sind vor allem Siegel aus dem Bistum Chur und der beiden Klöster St. Luzi und Pfäfers zu finden, die in Liechtenstein begütert waren. Diese Siegel weisen auf die jahrhundertelangen kirchlichen Bindungen an das Bistum Chur hin. Die Siegel an den ältesten Ablassbriefen stammen von hohen kirchlichen Würdenträgern aus dem Mittelmeerraum. Frauensiegel kommen nur vereinzelt vor: Die Gräfinnen Eleonora Katharina und Anna Emilia von Hohenems besassen eigene Siegel - zumindest die letztere schon zu Lebzeiten ihres Mannes. Beide Siegel zeigen ein Allianzwappen. Das dritte Frauensiegel wurde von einer Anna Maria Knabenknecht, einer Dienerin der Grafen von Hohen- ems, verwendet. 2. SIEGELRECHT UND SIEGELGEBRAUCH Siegel wurden in den Frühkulturen des Orients seit dem 4. Jahrtausend vor Christus verwendet, später auch in Griechenland und Rom. Durch die fränkischen Könige fanden sie Eingang im germani- 27
	        

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