Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

haben.148 Ohne ihr Suchen und Tasten und Experimentieren wäre der deutsche Barock nicht das geworden, was er war: «eine letzte reifste Zusammenfassung abendländischer Kultur überhaupt.»149 Ein Blick noch in die Zukunft des Grotenrather Altars. Hier und da wurde bereits von seiner bevorstehenden Restaurierung gespro- chen. Dass diese den ästhetischen Wert des Altarwerks erheblich steigern wird, braucht nicht eigens hervorgehoben zu werden. Betont werden muss dagegen, dass eine Freilegung der alten polychromen Fassung dem Altar als barockem Kunstwerk gerecht wird. Denn bemalte Skulpturen wurden bis weit im Barockzeitalter gleichsam als Bilder einer höheren Realitätsstufe, als Gemälde auf dreidimensiona- lem Bildträger betrachtet. Der holzgeschnitzte Kern bildete erst mit seiner originalen Bemalung ein vollständiges, abgerundetes Kunst- werk.150 Dies ist nur ein Gesichtspunkt, dem die Restaurierung des Grotenrather Hochaltars Rechnung tragen wird. Bereits im Jahre 1949 schrieb der damalige Direktor des Aachener Suermondt-Museums Felix Kuetgens: «Eine Kirche ist kein Museum. Die gottesdienstliche Nutzung verlangt ihr Recht. Es dürfte aber nicht schwer und auch nicht kostspielig sein, die Forderungen der Denk- malpflege damit wieder in Einklang zu bringen. Wenn dann auch die Ausmalung und die Fensterverglasung der Kirche auf das prächtige Barockwerk des Altars abgestimmt werden, sind alle Voraussetzungen für seine bestmögliche Auswirkung gegeben.»151 Die Restaurierung ist der erste Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel. Mit ihr beginnt ein neuer Abschnitt in der über dreihundertjährigen Geschichte des Grotenrather Altars. 148 Diese Bedeutung der Altarbaukunst erkennt auch: Johanna Felmayer. Die Altäre des 17. Jahrhunderts in Nordtirol. Innsbruck 1967, S. 9. 149 Zitat: Richard Benz (N 20), S. 20. 150 Vgl.: Franz Lorenzi, Die frühbarocke Polychromie der Skulpturen in Mülinen, in: Unsere Kunstdenkmäler. Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 17. Jahrg. 1976, S. 248. 151 Zitat: Felix Kuetgens (N 32). 70
	        

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