Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

sichtsausdruck des Hl. Stephanus erinnert den gläubigen Betrachter an das Martyrium dieses Heiligen. Auch das Buch auf seiner Rechten und der Palmzweig in seiner Linken sind Zeichen hierfür. Das Buch in der Hand heiliger Märtyrer versinnbildlicht das Buch des Glau- bens, für den sie ihr Leben hingaben. Der Palmzweig, schon in der Antike Symbol des Sieges, wird in der christlichen Kunst Zeichen des Martyriums, da dieses, wenn auch leiblich und scheinbar ein Unterliegen unter roher Gewalt, geistig und in Wirklichkeit aber ein heldenhaft errungener Sieg und Triumph über die Anschläge der Verfolger war. Diente dieser Palmzweig früher einem Engel zur Erfüllung seiner vornehmsten Pflicht, der Verherrlichung Gottes (Abb. 7), so ist er heute eine sinnvolle Beigabe des Hl. Stephanus. Bekleidet ist der Märtyrer Stephanus mit der Dalmatik, dem liturgischen Obergewand des Diakons. Die Dalmatik ist ein an beiden Seiten mit einem bis zu den Ärmeln hochgezogenem Schlitz versehener Rock aus weisser, dalmatischer Wolle, der dieser Figur des Hl. Stephanus, wie seit dem späten Mittelalter üblich, nur mehr bis über die Knie reicht. Die Dalmatik liegt oben eng an und hat weite Ärmel. Deutlich erkennbar sind die breiten Zierstreifen des Gewan- des. Die Figur des Hl. Stephanus zeigt zwei weitere persönliche Stilmerkmale des Bildhauers Erasmus Kern, das gut gebildete, leicht stilisierte Ohr und den runden Lockenbüschel über der Stirn des Heiligen, den Kern jeder Figur mit kahlgeschorenem Schädel gab.141 Das Auffallende an dieser Skulptur ist, besonders im Hinblick auf ihr gut durchgebildetes Gegenstück, der gotisierend geschwungene Körper. Eine Wertung der vier Figuren des Retabelmittelstücks (Abb. 22) darf eines nicht ausser Acht lassen: Die Skulpturen korrespondieren im Bewegungsrhythmus. Diese dekorative Gebundenheit ist ein Grund der schwächeren Innervierung ihrer Funktionen. 3. DIE ORNAMENTALE GESTALTUNG Am deutlichsten spricht der barocke Geist aus der ornamentalen Gestaltung des Grotenrather Altars. Das ist nicht verwunderlich, denn 141 Dazu: Yvonne Sperger (N 2), S. 71 u. 83. 67
	        

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