Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

staltet worden. Von diesem her sind noch die mit Muschelnischen versehenen Seitenwände des heutigen Tabernakels sowie die vier Säulen des Aufbaus. Der alte Drehtabernakel (Abb. 7) stellte ein polygonales tempelar- tiges Gehäuse mit Freisäulen und Muschelnischen dar. In den Nischen standen rechts106 die Figur des Hl. Franziskus und links die der Hl. Clara, die im Barock zu den bevorzugten «eucharistischen» Heiligen zählte, weil sie nach der Legende bei der Belagerung Assisis um 1240 feindliche Sarazenen mit dem heiligen Sakrament vertrieben hatte.107 Der Tabernakel besass wohl eine Kuppel, da sonst die auf der frühen Aufnahme des Altars im Suermondt-Museum erkennbare störende Lücke zwischen dem unteren Rand des Altarbildes und dem Kranzgesims des Tabernakels nicht erklärbar ist. Auf der Kuppel sah man einen Pelikan mit drei Jungen im Nest, die Brust mit dem Schnabel öffnend und mit seinem Blut die Jungen nährend. Dieses Bild des Pelikans symbolisiert in der christlichen Kunst das Todes- opfer und die Auferstehung Christi und war deshalb häufig über dem Tabernakel angebracht.108 Den Blickpunkt der Altarkomposition bildet das von Weinreben umrankten Säulen flankierte, rundbogig wolkengerahmte Immacula- tabild (Abb. 1, 8), jenes Gemälde, dem das alte Tafelbild mit der Darstellung Mariä Himmelfahrt und Krönung weichen musste. Ein Segmentbogen über dem Kranzgesims der vom Altarbild durchbro- chenen Gebälkzone schliesst, die Rundung des Bildrahmens nach- 106 Die Seitenangaben «rechts» und «links» sind in heraldischem Sinne gebraucht. Der Heraldiker betrachtet die Wappen in dem Sinne, dass sie vom Träger vorgeführt werden. Heraldisch rechts ist also das auf der Darstellung zur Linken des Beschauers, zur Rechten des etwa bildlich Dargestellten Befindliche. 107 Zu letzterem: Engelbert Kirschbaum/Wolfgang Braunfels (Hrsg.). Lexikon der christlichen Ikonographie, 8 Bde., Rom - Freiburg - Basel - Wien 1968 - 1976 (künftig: Lex. christl. Ikonographie), hier Bd. 7, Sp. 315; Heinrich Detzel, Christliche Ikonographie. Ein Handbuch zum Verständnis der christlichen Kunst, 2 Bde., Freiburg/Breisgau 1894 u. 1896, hier Bd. 2, S. 260 f.; Joseph Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Stuttgart 1943, Sp. 424 f. - In den Türkenkriegen des 17. Jahrhunderts gewann die Abwehr der Ungläubigen durch das Allerheiligste neue Aktualität. 108 Hierzu: Heinrich Detzel (N 107), Bd. 1, S. 30 f.; Lex. christl. Ikonographie (N 107), Bd. 3,Sp. 390 f. 49
	        

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