Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

Ausbreitung offensiver katholischer Restaurationsbestrebungen an. Es folgen neben verschiedenen grossen Altarwerken in Kloster- und Pfarrkirchen zahlreiche kleinere Altäre in ländlichen Gotteshäu- sern - ein sichtbarer Ausdruck für den Durchbruch der Gegenrefor- mation und ihrer sich anschliessenden Konsolidierung.93 Die Chor- altäre in St. Ulrich und Afra weisen der Altarbaukunst im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ihren Weg. Stilistisch gesehen bilden diese Altäre eine Synthese des höfischen Spätmanierismus Friedrich Su- stris' und Hubert Gerhards, in deren Kreis Degler lernte, mit dem volkstümlichen, noch gotischen Stilempfinden.94 Richtungsweisend für die Altarbaukunst sind aber auch die Darstellungen der Dietter- lin'schen Architectura. Unter dem Eindruck des geistlichen Schau- spiels der Gegenreformation entstehen nun nicht mehr in sich geschlossene Gehäuse mit bemalten Flügeltüren wie in der Spätgotik, sondern rahmende Gerüste für vielfigurige plastische Kompositionen. Vom spätgotischen Altar abgeleitet ist die Monstranzform: eine einge- zogene Sockelzone, darüber steil aufgetürmte Geschosse mit flackern- dem Umriss und durchbrochener Altararchitektur. Spätgotisch ist auch die farbige Fassung, die nun wieder Bedeutung gewinnt.95 Die skizzierte volkstümlich-manieristische Stilentwicklung zeigen der Illertissener Altar Christoph Rodts (1604), Virgil Molls Haigerlo- cher Altar (1605 - 1609), der Betzaltar Jörg Zürns im Überlinger Münster (1607 - 1610), (Abb. 13, 14) und, beispielhaft gesteigert, der 93 Vgl.: Rainer Laun. Studien zur Altarbaukunst in Süddeutschland 1560 - 1650, München 1982, S. 35 f. 94 So auch: Sigmund Benker. Philipp Dirr und die Entstehung des Barock in Baiern. München 1958, S. 125 f.: Adolf Feulner (N 86), S. 38 f. - Feulner betont den Gegensatz zwischen einer höfischen, international gearteten, repräsentativen Skulptur meist ortsfremder Künstler und einer stark gotisch anmutenden, volkstümlichen, bodenständigen und besonders für die Kirche tätigen Schnitz- kunst. Siehe: Adolf Feulner (N 86), S. 35 f.; Adolf Feulner/Theodor Müller (N 78), S. 488. 95 Zu dieser Entwicklung: Rainer Laun (N 93), S. 92 ff. zusammenfassend S. 185 f.; Adolf Feulner (N 86), S. 36 f.: Theodor Müller, Deutsche Plastik der Renaissance bis zum Dreissigjährigen Krieg. Königstein / Taunus. S. 17 f.; Gudrun Rotter. Der Altarbau im 17. Jahrhundert, in: Oberösterreichische Landesregierung (Hrsg.), Katalog der Ausstellung «Die Bildhauerfamilie Zürn 1585 - 1724», Linz 1979, S. 42 f. 43
	        

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