Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

2. DIE WIEDERBELEBUNG DER SAKRALEN KUNST Das Aufblühen einer frühbarocken Kunst in Deutschland zu Beginn des Jahrhunderts spiegelt sich auch in der kirchlichen Kunst. Die Reformation hatte den Katholizismus erschüttert: «Das religiöse Gefühl, der stärkste Auftraggeber aller alten Kunst, geriet selbst in eine Krisis.»90 Der gesamte Bereich der sakralen Kunst war zum Erliegen gekommen. Doch die katholische Kirche konnte sich behaupten, und da sie allem Künstlerischen nah blieb, im Gegensatz zur Bilderfeindlichkeit der Reformatoren, begann die sakrale Kunst wieder aufzuleben. Ihre Entwicklung bestimmte ein Dualismus: Der Reformkatholizismus hatte der Kunst die aus dem Mittelalter stammende Glaubensbindung bewahrt. Die Macht des Glaubens aber war jetzt nicht mehr die allein tragende Kraft. Ihr gegenüber stand die individualistische, menschlich - weltliche, freiheitlich - intellektuali- stische Anschauung der Neuzeit.91 Im konfessionell gespaltenen Deutschland entwickelte sich der Kirchenbarock vornehmlich im südlichen Raum. Salzburg, das Gebiet von Augsburg - München (Weilheim) und die Bodenseegegend bildeten Zentren gegen reformatorischer Kräfte und damit Zentren einer frühbarocken Altarbaukunst.92 3. AUSDRUCKSFORMEN DES WERDENDEN BAROCK IN DER ALTARBAUKUNST Mit Hans Deglers Choraltären in St. Ulrich und Afra in Augsburg, entstanden 1604 - 1607, deutet sich gleichsam zeichenhaft die 90 Zitat: Wilhelm Pinder(N 78), S. 4. 91 Näheres zu diesem Erklärungsversuch bei: Richard Benz (N 20), S. 13 fT.; Robert Grosche, Der Kölner Altarbau im 17. und 18. Jahrhundert. Veröffentlichung des Vereins für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen, Köln 1978, S. 77 ff.; Barbara Schächtelin, Altarbaustudien. Formen renaissancemässi- ger Altarretabel in der deutschsprachigen Schweiz, Dissertation, Zürich 1980, S. 23; Werner Weisbach, Der Barock als Kunst der Gegenreformation. Berlin 1921. S. 3 ff. - Eine fruchtbare Auseinandersetzung mit Weisbachs Auffassung vom Barock als der Kunst der Gegenreformation bietet: Nikolaus Pevsner. Gegenre- formation und Manierismus, in: Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd. 46, 1925. S. 243-262. 92 Vgl.: Adolf Feulner/Theodor Müller (N 78), S. 488. 42
	        

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