Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

DER BRENNOFEN Bei Bauarbeiten an den Gebäuden im «Gartabüehl» bei Hinter- profatscheng1 sind im Fundamentbereich der Südostecke eines Stalles die Reste eines Brennofens entdeckt worden. Es handelt sich dabei um einen Ofen, wie er früher zum Kalk- oder Gipsbrennen verwendet wurde. Der Ofen stand ursprünglich offen im Gelände, d.h. er war nicht in einem Gebäude untergebracht. Zur besseren Isolation vor Wärmeverlust hingegen wurde der Ofen in eine Böschung hineinge- baut und bis zur halben Höhe mit Erde zugedeckt. Nach Aufgabe des Ofens wurden die Mauern eingerissen und der restliche Ofenraum mit Schutt und Erde gefüllt. So kam es, dass beim späteren Bau des Stalles die eine Fundamentecke direkt auf die im Boden verborgenen Reste des Ofens zu stehen kam. Beim Ausheben des Kellers wurde dann der Ofen freigelegt und der in den Keller hineinragende Teil der Vorderfront abgebrochen. Deshalb war bei der Besichtigung im Sommer 1983 von dem Ofen nur noch der Teil unter den Gebäudefun- damenten und ausserhalb des Gebäudes erhalten. Leider war der Zustand dieser Teile so schlecht, dass sich ein Konservieren und Sichtbarmachen der Mauern nicht mehr lohnte und man sich begnügte, die kläglichen Reste von der Archäologischen Forschung im Fürstentum Liechtenstein untersuchen und dokumentieren zu lassen.2 Nach den wenigen Überresten zu schliessen, handelt es sich um einen grösseren Ofen von 2 m Innendurchmesser und einer ursprün- glichen Höhe von etwa 4 m. Das Mauerwerk besteht aus trocken aufgeschichteten Steinen und hat eine Mächtigkeit von 1 m. Aufgrund des noch erhaltenen Grundrisses und des Aufbaues ist dieser Ofen typologisch dem Kalk/Gips-Brennofen für periodischen Betrieb zuzuordnen.3 Periodisch bedeutet, dass der Ofen nach jedem Brand abgekühlt, ausgeräumt, neu beladen und dann wieder angeheizt werden musste. Diese vom Holzverbrauch her recht unwirtschaftliche Betriebsart war bis in unser Jahrhundert hinein noch weit verbreitet.4 Ein solcher Ofen besteht aus einem zylindrischen Steinmantel, der zur besseren Isolation meist halbwegs in den Boden eingelassen war. Das Innere ist in zwei Kammern geteilt. Im unteren Teil, dem Feuerraum, brannte das Holzfeuer. Wohl der grossen Hitze wegen wird dieser Raum als «Hölle» bezeichnet.5 Im oberen Teil befindet 274
	        

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