Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

Büchern zu erweitern. Neben dem Anfertigen von Entwürfen und bildhauerischen Arbeiten betätigte er sich auch als Kunstschmied von Eisengittern und Türbeschlägen. Als der Fürst wieder einmal auf der Burg weilte, diesmal in Begleitung des Grafen Wilczek, begutachtete er unter anderem auch die Modelle für den neuen Turm. Er entschied sich, jenes zur Ausführung gelangen zu lassen, welches Rheinberger eigenhändig erstellt hatte. Mit der Annahme dieses Modells gelang dem Bildhauer ein sehr wesentlicher Schritt in seiner Laufbahn. Rheinberger profilierte sich damit zum ersten Mal auch als Architekt und bewies, dass seine Fähigkeiten über die des reinen Bildhauers hinausreichten. Im November 1899 wurden, wegen des kälter werden- den Wetters, sämtliche Arbeiten auf der Burg vorübergehend einge- stellt. Im Auftrag des Grafen Wilczek übersiedelte Rheinberger auf die Burg Kreuzenstein. Vor seiner Abreise bedrängte er erneut seinen Vorgesetzten, Neumann, in Wien um die Ausbezahlung der seit sechs Monaten ausstehenden Entlohnung für bisher geleistete Arbeiten. Dienstrespekt und möglicherweise auch Scheu seitens der für die fürstliche Amtskasse zuständigen Beamten mögen die Ursachen gewesen sein, dass man es so lange hinauszögerte, mit dem Fürsten über Rheinbergers Gehalt zu sprechen. Man versicherte Rheinberger, diese Angelegenheit ehestens zu bereinigen, wobei ihm 200 Gulden pro Monat zugesagt wurden. Aus Protest Hess Rheinberger deswegen einmal die Arbeit einen Tag ruhen, was zur Folge hatte, dass einer der beiden Architekten ihm versprach, sich dieser Angelegenheit umge- hendst anzunehmen. «... Der Fürst ist ein ganz merkwürdiger Herr, ich glaube nicht, dass er weiss, wie viel ein Gulden Kreuzer hat, es fehlt ihm auch jede Einsicht in das Leben eines anderen und seine Beamten hintertreiben immer, wenn er, wie jetzt von mir, um Geld oder bessere Bezahlung angesucht wird, was auch einesteils gut ist, weil der Fürst wie gesagt, den Wert des Geldes nicht kennt und von schamlosen Leuten schrecklich ausgenützt würde» (26. November 1899).13 Im November und Dezember des gleichen Jahres hielt sich Rheinberger mehrere Male auf der Burg Kreuzenstein auf. Verglichen mit der Feste Liechtenstein, war diese Burg ein weitaus angenehmerer Ort, um zu arbeiten. Kreuzenstein war damals zum grossen Teil schon 13 AF Rh 128
	        

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