Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

besser veranschaulichen. Die Möbel vom Onkel machen sich, so weit sie noch ganz sind, ganz gut. Ich hatte nämlich beim Abholen etwas Malheur, es war so. Einen Packträger, meinte Wrba, könnten wir uns ersparen, wenn wir die Sachen selbst holen würden. Anfangs ging es auch einige Strassen ganz gut, aber auf einmal, wie's der Teufel haben wollt, brach ein Rad unter der schweren Last in der Türkenstrasse, es war noch ziemlich belebt um 8 Uhr abends. Jetzt, was machen, im Augenblick versammelt sich eine ganze Masse Leute um unsere Trümmer und wir, schnell entschlossen, packen Karren, Tisch und was noch zu gebrauchen auf den Rücken und keuchen unter dem Gelächter der schadenfrohen Menge weiter. Die drei Hauptmomente des Abenteuers seht Ihr von uns zu Bild gebracht vor Augen. Es scheint anfangs unglaublich, aber Olga wird dann im Herbst bezeugen müssen, wenn sie die geflickten Möbel sieht, um die Möbel ist es nicht schade, bloss um das Waschzeug. Aber denkt Euch einmal das Gesicht von unserem Hausherr, wie er uns so einziehen sieht.» (München, den 5. Aug. 1896).20 Auch über das gemeinsame häusliche Wohnen der beiden Jungge- sellen gibt ein Brief einen Monat später Auskunft: «Liebste Mutter und Schwestern!. . . Von mir kann ich Euch nicht viel berichten. Ich weiss nicht, habe ich Euch unser Leben schon einmal geschildert oder nicht, wenn auch, so ist es so interessant, ein zweites Mal ohne Ungeduld zu hören. Morgens, nachdem ich aufgestanden, mache ich zuerst das Bett, dann wird der Nachthafen geleert, wenn er voll ist (er ist nämlich gross und weit und kann daher 2 und 3 Tage anstehen, bis er überläuft), dann wird 1 Liter Milch geholt und an die Sonne gestellt, wenn sie scheint aber dies ist heuer leider nicht oft der Fall, sonst wird sie kalt getrunken und ein Stück Brot kaufe ich abends vorher. So gestärkt kann es an die Arbeit gehen. Schuh putzen, wenn sie schmutzig sind, ich muss noch nebenbei bemerken, dass dies keine leichte Arbeit ist, mein Putzzeug besteht nur aus einer alten Putzbürste, die ich zufällig im Atelier gefunden und aus einem Lumpen. Die Wurzelbürste mag ein anstrengendes und mühevolles Leben hinter sich haben, denn sie ist kahlköpfig und sehr spärlich bewurzelt und liegt den ganzen Tag bei ihrem fetten Putzlumpen, der 20 AF Rh 118
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.