Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

bezeichnen. Es war die Zeit der Regentschaft des Prinzregenten Luitpold von Bayern. Noch lebten Malerfürsten wie Franz von Lenbach (1836 - 1904) und Franz von Stuck (1863 - 1928). Sie gaben damals den Ton im künstlerischen Leben Münchens an. Der jüngere von den beiden, Stuck, stand zu diesem Zeitpunkt im Zenith seines Erfolges. Er war einer der meist gefeierten Maler gegen die Jahrhun- dertwende in München. Von ihm ist uns im Briefnachlass Egon Rheinbergers ein Kärtchen mit folgendem Wortlaut erhalten: «Eine definitive Antwort auf Ihre geehrte Anfrage kann ich Ihnen erst geben, wenn ich Ihre Arbeiten gesehen habe. Hochachtungsvoll ergeben Franz Stuck» (Starnberg, 18. Aug. 1895).12 Es ist anzunehmen, dass Rheinberger sich nach Abschluss seines Studiums an der Akademie 1895 mit der Absicht trug, in Stucks Atelier zu arbeiten. Diese Pläne haben sich jedoch aus heute unbekannten Gründen zerschlagen. Das München von damals war auch die Stadt der Literaten. Eine bedeutende Rolle im literarischen Leben spielte der Kreis um den Dichter Stefan George. Mit der Geburtsstunde des «Simplizissmus» und der Zeitschrift «Jugend», beide 1896 gegründet, bahnte sich dann eine neue Kunst- und Geistesepoche an. Von Rheinberger wird erzählt, dass er gegen Ende seiner Münchener Zeit für die Zeitschrift «Jugend» Illustrationen machte. Er war demnach vorübergehend aktiv an der damaligen avantgardistischen Bewegung des Jugendstils beteiligt. Auch sollte ihn später eine langjährige Freundschaft mit der Frau Olaf Gulbranssons verbinden, der ein Mitarbeiter des «Simpli- zissimus» war. In den Achtziger und Neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zog München Kunststudenten aus aller Welt an. Es boten sich hier viele Möglichkeiten ein Kunststudium zu absolvieren. Neben dem offiziellen Unterricht an der Kunstgewerbeschule oder an der Königlich-Bayrischen Akademie gab es zahlreiche private Malerschulen. Die Kunststadt München mit ihren vielen kulturellen Angeboten bildete zusätzlich den ergänzenden Rahmen zu Egon Rheinbergers Ausbildung. Im April 1890 bestand Egon Rheinberger die Aufnahmeprüfung in die Kunstakademie. Beglückt schreibt Tante Fanny an Egons 12 AF Rh 114
	        

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