Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

königlichen Hofkapellmeisters und Akademieprofessors einen wert- vollen gesellschaftlichen Einstieg, der für seine spätere Karriere nicht ohne Bedeutung blieb. In seiner Wahlheimat München, aber auch über die Landesgrenzen hinaus, genoss Wadere später grosse Aner- kennung. Für den jüngeren Rheinberger war die Bekanntschaft mit Wadere sicher auch künstlerisch befruchtend. So weiss man, dass der damals schon fertig ausgebildete elsässische Bildhauer den Studenten Rheinberger bei seinen ersten künstlerischen Versuchen beriet. Eine Zeitlang dürfte zwischen den beiden ein enger Kontakt bestanden haben. Darüber geben in der Korrespondenz von Egon und Fanny Rheinberger einige Briefstellen Auskunft. Diese Hinweise erscheinen sehr wichtig, da sie Aufschluss über Egon Rheinbergers Beziehungen zu Künstlerkollegen geben. Am 16. Dezember 1886 schreibt die Tante: «... Zur ersten Aufführung von 'Thürmers Töchterlein' hat Kurt (so nannte sie immmer ihren Mann) für Egon und Herrn Wadere Parkettkarten gekauft, damit die beiden eine Freude haben. ... An Feiertagen machen sie alle grosse Spaziergänge zusammen, was ihn (Egon) mehr unterhält als unser stilles Heim. Kurt hat ihn aber Sonntag begegnet, als er mit Herrn Wadere vom Kunstverein kam...».3 Ausflüge an Sonn- und Feiertagen waren damals in München unter Kunststudenten äusserst beliebt. Wenn man nicht gerade eine Ausstellung besuchte, so zog, wer gut zu Fuss war, in die Umgebung der Stadt, hauptsächlich in das Gebiet der Theresienwiese, oder man wanderte durch den Englischen Garten oder ins Isartal, um sich abschliessend an einem Bier zu laben. Dass auch Rheinberger sich der studentischen Gewohnheit des Biertrinkens nicht ausschloss, ist in einem Brief vom 25. 11. 1886 an seinen Vater zu entnehmen. Er erwähnt dabei auch seinen Quartiergeber, Lehrer Lohr: «... Den Emil Wolfinger hab ich erst einmal gesehen, wovon ich Euch schon berichtet habe, dass er viel Geld braucht, dies glaub ich schon, hier ist halt das Bier anders gut. Dies habe ich auch nicht bis jetzt gewusst, dass wir von der Pension nur ein Viertelliter bekommen, was mir Herr Lohr gar nicht gesagt hat, bis ich erst in der Monatsrechnung gesehen habe . . . Du wirst mir schon erlauben, dass ich noch einen Schoppen dazu trinke, da die anderen auch einen halben Liter und mehr 3 J Rh A 110
	        

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