Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1983) (83)

entstanden wäre. Es war dies ein Erklärungsversuch einiger Autoren, der aber im Lichte der neueren Erkenntnisse nicht bestehen kann. Unser Vogelrecht entstand wie im übrigen churrätischen Gebiet als Ablöse der Verköstigung des zur Jagd erschienenen Jagdherrn und seiner mitunter grossen Begleitung sowie der Fütterung der Jagdhunde und des Jagdfalken. Und nun noch etwas zu den einzelnen Bezeichnungen: Die Bezeichnung Vogelmahl, die sich auf die Fütterung der Jagdfalken bezog und wohl auch die ursprüngliche war, ist dann im Verlaufe der langen Jahrhunderte vielfach durch andere Wörter ersetzt worden. Die damit bezeichnete Abgabe an den Landesherrn aber blieb zu allen Zeiten und an allen Orten stets die gleiche, sie bestand aus dem Mol kenertrag eines bestimmten Tages. Aus Vogelmahl wurde Vogel- molken und bei uns, im Vorarlberg und im Prättigau allmählich Vogelrecht. Prof. Leo Jutz befasste sich im vorarlbergisch/liechtenstei- nischen Wörterbuch Band I, Kol. 960 ebenfalls mit der alten Bezeichnung Vogelrecht. Er sagt: «Es handelt sich gewiss um eine Klammerform aus Vogel(molken)recht.» Das ist eine gute, akzeptable Erklärung. Statt Vogelmolkenrecht kann es aber einst ebenso gut Vogelmahlrecht geheissen haben. Tagmilch und Tagmulchen sind leicht verständlich. Auch Alpmolken und Alprecht geben keine Schwierigkeiten. Hingegen gab die Malmilch schon Anlass zu Auseinandersetzungen unter Historikern. Es gab Behauptungen, nach denen Malmilch von ein mal melken komme. Heute herrscht die Ansicht vor: Malmilch komme nicht von einmal, sondern von Vogelmahl. Die Kette geht vom bündnerischen und sarganserländi- schen Vogelmal zum werdenbergischen Lobmal und schliesslich zur Malmich des oberen Toggenburgs; in dieser ist demnach das alte (Vogel-)mal im Sinne von Mahlzeit enthalten. Auch Laubmal und Laubstuck sind nicht auf den ersten Blick verständlich. Lobmal, Loubstuck ist die Wiedergabe des mittelalterlichen laudemium. Lob, laudemium ist gleichbedeutend mit 'er-schatz'. Althochdeutsch 'scaz' (daher mittelhochdeutsch schätz) heisst 'Geldstück', 'Abgabe'. Die 'lob-', 'laubstucki' werden eigentlich die Stücke, Dinge bezeichnet haben, die man zu Ehren zum Lobe, zum laudemium, zur Anerken- nung des Landesherrn gibt. Prof. Ferdinand Elsener hat sich in den drei Aufsätzen « 'Das Vogelmahl' oder 'Tagmulchen' im Gaster»,4 «'Tagmilch', 'Malmilch' 58
	        

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