Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1983) (83)

feststellen lassen. Ich erinnere nur an die Funde im Drachenloch bei Vättis und auf dem Wildkirchli im Appenzellischen. Die von der sumpfigen Ebene erhöhten Gebiete bildeten später, jedoch in noch schriftloser Zeit vor mehr als 7000 Jahren erste Stützpunkte und Orte menschlicher Besiedlung. Gleichzeitig waren die Berggebiete noch unerschlossen und weitgehend ungerodet. Auch die Funktion des Haupttales als Durchgangsgebiet ist weit zurückzuverfolgen. Ein gemeinsames Schicksal ereilte die Gebiete links und rechts des Rheines zusammen mit dem Norden und den rätischen Hochalpenge- bieten im Jahre 15 vor Christus durch die Eroberung, die von den Stiefsöhnen des Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, bewerkstelligt wurde. Damit kam das Rheintal unter römische Herrschaft, ein Ereignis, dessen Bedeutung nicht hoch genug veranschlagt werden kann in bezug auf seine politischen, rechtlichen und kulturellen Auswirkungen. Diese Jahrhunderte dauernde Phase römischer politi- scher und zivilisatorischer Einflussnahme hat das Gebiet, das zunächst die Hauptstadt Augsburg hatte und später in die Raetia prima und Raetia secunda mit Chur und Augsburg als Hauptstädten aufgeteilt wurde, entscheidend beeinflusst und geprägt. Die Grenze zwischen Raetia prima und secunda verschob sich in der Spätantike von Norden gegen Süden, und zu Beginn des Frühmittelalters haben wir die Situation, dass sich eine Art Grenzlinie, die es natürlich in moderner Form noch gar nicht gab, im Rheintal etwa auf der Höhe Hirschensprung und Norden des Walgaus hindurchzog. Die nördli- chen Gebiete, die ebenfalls zeitweise romanisiert waren, ich erinnere nur an die romanische Bevölkerung der Spätantike und des Frühmit- telalters etwa in Arbon oder Bregenz, wurden alemannisiert, während die südlichen eine relative Autonomie von der fränkischen Zentralge- walt unter den Victoriden des 7. und 8. Jahrhunderts genossen. Hier lebte römische Kultur und römisches Recht teilweise weiter, hier bildete sich eine Verwaltungseinheit. Im nördlichen Teil, im späteren Unterrätien, das bis zur Landquart reichte, lebten und wirkten die Bewohner links und rechts des Rheines zusammen, im Werdenbergi- schen, im heutigen Liechtenstein, im Sarganserland. Die Christiani- sierung schuf seit dem 576. Jahrhundert eine kirchliche Infrastruktur, die sich natürlich nur allmählich entwickelte, aber im 9. Jahrhundert bereits eine recht eindrucksvolle Dichte aufwies. Die ganze Gegend gehörte bis 1823 bzw. 1836 zum seit 451 nachweisbaren Bistum Chur. 201
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.