Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1982) (82)

Im letzten Jahrbuch (Band 81) des Historischen Verein hat Dr. A. Frick in dem Aufsatz «Über die Wallfahrten unserer Vorfahren mit totgeborenen Kindern» einen interessanten Brauch mitgeteilt. Zur Illustration und weil überhaupt hierher gehörig soll die Nachricht über ein gleiches Vorkommen, die aus dem Liechtensteinischen Hausarchiv in Vaduz entnommen wurde, mitgeteilt werden. Fürstin Eleonora Barbara, geborene Gräfin von Thun (1661 - 1723), die Gemahlin des Fürsten Anton Florian (1656 - 1721, vermählt 1679) gebar im Jahre 1687, vermutlich in Wien, ein totes Mädchen, das beigesetzt wurde. Fürst Anton Florian, der sich zur Zeit der Geburt in Pressburg aufhielt erfuhr nach seiner Rückkehr nach Wien vom P.G. Quardian der Kamaldulenser von der Möglichkeit, totgeborenen Kindern bei den Kapuzinern in Imst in Tirol die bedingte Taufe spenden zu lassen. Hierauf entschloss sich der Fürst, das tote Kind exhumieren zu lassen und schickte einen Beauftragten, Herrn von Chassignet, mit der Leiche nach Imst. Dort fand am 6. Dezember 1687 die Zeremonie statt, über welche noch am gleichen Tag der P.Quardian ein Attest ausstellte. Über die ganze Angelegenheit berichtete am 22. Dezember 1687 der Fürst seinem Bruder dem Fürsten Maximilian Jacob Moritz (1641 - 1709). Eüer Liebden habe ich hiemit auss schuldig tragenden Eyffer zu instehender heiliger Weynachzait und darauf folgenden Newen Jahr allersünliches Wohlergehen und Vergnigung, in langwürige Regirung anzuwintschen. Anbey nicht zu verhalten bei Gott der allmächtige in eben diessen, mit wass er mich jüngst in ein so betrübten Stand gesätzt, höchst wunderlich consoliret. Dann alss mein Fraw Gemahl Liebden vor ungefähr 5 Wochen ein totes Töchterlein zur Weldt gebohren vnd mit grossem Wehemuet in meinem Pressburgseyn zu Erden bestatten lassen, habe ich dieses vmb so viell mehr betrauert, da ich gendenkhte, dass ein solche arme Seel, weil sie ohne die Heyl. Tauff von der Weld abgeschiden, folgends dess göttlichen Angesichts privirt sey. Vnd solcher Zeith war mir durch den Pater Provinicial der Carmaliter beygebracht, wassmassen in Tyroll, 10 Mailen ober Hall, ein gewisser 1 Fürst Liechtensteinisches Hausarchiv Vaduz (LHAV) ms 529, Protokoll der Hofkanzlei des Fürsten Maximilian Jacob Moritz, S. 8. 255
	        

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