!. EINLEITUNG Im bronze- und eisenzeitlichen Siedlungsmaterial Liechtensteins zeichnen sich analog zum ganzen Alpenrheintal drei keramische Traditionen ab, nämlich Urnenfelder- beziehungsweise Hallstattfein- keramik süddeutsch-schweizerischer Art, Grobkeramik derselben oder regionaler Prägung sowie inneralpine Laugen-Melaun Keramik.1 Die Urnenfelderfeinkeramik lässt sich mindestens bis in einen frühen Horizont zurückverfolgen (BzD - HaAl), zum Beispiel auf dem Schneller2 oder auf dem Malanser bei Eschen (Abb. 5, Me 315), ist während der ganzen Spätbronzezeit in Liechtenstein vertreten (Abb. 2 - 4, Me 238, 323, 328) und findet ihre Fortsetzung in der folgenden Hallstattfeinkeramik (Abb. 7, Me 370). Gleiche Wurzeln hat die regional gefärbte Grobkeramik, die sich nur sehr langsam wandelt (Abb. 4, Me 310; Abb. 7, Me 367).3 Die inneralpine Laugen-Melaun Keramik hingegen taucht ohne Vorläufer erst in einer fortgeschritten- en Stufe der Urnenfelderzeit im Alpenrheintal auf. Ihr Ursprungsge- biet liegt im Trentino, Südtirol und Engadin. Auch die liechtensteini- sche Laugen-Melaun Siedlungskeramik lässt sich in drei Zeithorizonte unterteilen (Abb. 1), nämlich in Laugen-Melaun A (HaA2, eventuell Teile von HaAl und HaBl, ca. 11. Jh. v. Chr., Abb. 2, Me 235 - 237, Laugen-Melaun A-B), Laugen-Melaun B (HaB, ca. 10. - 8. Jh. v. Chr., z.B. Abb. 3, Me 229 - 234, 324 - 326) und Laugen-Melaun C (eventuell Ende HaB3, HaC - HaDl, möglicherweise HaD2, ca. 7. - 6. Jh. v. Chr., z.B. Abb. 6, Me 329, 358 - 364).4 Über einen Zeitraum von mindestens 500 Jahren ist ein kontinuierlicher Wandel der typischen inneralpinen Henkelkrüge zu beobachten (Tab. 1, Abb. 2-7, Me 237/314/371, speziell Me 234/364, 233/329).s Diese Situation liess schon früh Fragen nach dem Herstellungsort aufkommen: lokale bzw. regionale Produktion oder Import der «fremden» inneralpinen Laugen-Melaun Keramik? Sind Ähnlichkei- ten bei den keramischen Techniken innerhalb kleinerer oder grösserer Gebiete zu fassen? Unterscheiden sich die verschiedenen Keramiktra- ditionen auch in der Herstellungsweise? Das Mineralogisch-Petrographische Institut der Universität Frei- burg i.Ue. hat in Zusammenarbeit mit Prähistorikerinnen und Prähistorikern 454 Keramikproben der Horizonte Laugen-Melaun A bis C aus dem ganzen Verbreitungsgebiet im Hinblick auf die 155